Archiv: Juli, 2009

Tribantura «Lack Of Sense»

Dienstag, 28. Juli 2009 13:37 Uhr
Beitrag in Tonträger von Daniel 172

Der Videokünstler und Elektro-Mensch üNN ist alten Hasen der elektronischen Musik ein Begriff. Weniger bekannt dürfte aber die Tatsache sein, dass üNN bereits in den Achtzigerjahren als Produzent aktiv war. Unter dem Pseudonym Tribantura veröffentlichte üNN 1988 gemeinsam mit Oliver Langbein das Release «Lack Of Sense», welches von Talla 2XLC produziert wurde.

Im digitalen Zeitalter sind Re-Releases sehr einfach und so ist der Sechs-Tracker seit geraumer Zeit als CD und in diversen Download-Portalen erhältlich. Den Elektro-Tracks merkt man ihr Alter an, trotzdem wirken sie sehr zeitlos und sind daher nicht nur als Geschichtsstunde zu verstehen, sondern auch etwas für aktuelle Musiksammlungen. Uneingeschränkt empfehlenswert.

>>> myspace.com/tribanturamusic


Meine Musik sollte jeder hören

Montag, 27. Juli 2009 18:56 Uhr
Beitrag in News von Robert 66

Musik ist für Jugendliche immer auch eine identitätsstiftende Projektionsfläche und damit auch die Möglichkeit sich abzugrenzen und gleichzeitig einer unbestimmten Gruppe anzugehören. Früher war die grobe Einordnung eines Teenagers nur durch szenetypische Kleidung und Frisuren möglich. Mit dem Aufkommen erschwinglicher Musikhandys präsentiert man sich nun öffentlich mit seiner aktuellen Lieblingsmusik. Gab es das nicht schon mal? Zumindest das Klischee des Ghettoblasters auf der Schulter eines Afro-Amerikaners hält sich ja hartnäckig.

Der trendige 15jährige von heute hat, wann immer er das Haus verlässt, das Handy im Lautsprechermodus laufen um im blechernen Schall der laufenden Musik in Erscheinung zu treten. Egal, ob in der Gruppe unterwegs ins Kino oder allein auf die Straßenbahn wartet: Die Musik muss laufen! Mitgelieferte Ohrstöpsel wurden beim Erhalt des neuen Telefons erstmal entsorgt. Dass der Klang mit diesen wesentlich besser wäre, als die scheppernde 2 Watt Musikleistung des Handylautsprechers, ist nebensächlich.

Wichtig ist seine individuelle Musik zu hören, wichtiger noch gehört zu werden. So erscheint auch das unsicherste und schüchternste Akneopfer irgendwie cool. Ich bin, was ich höre!

Es läuft, was derzeit angesagt ist (oder dafür gehalten wird) und über zwielichtige Kanäle im Internet verfügbar ist. Leider ist der Musikgeschmack in diesem Alter noch nicht voll entwickelt und so klimpert in aller Regel drittklassigen Ghetto-Rap oder auch mal etwas Jahrmarktstechno durch die Städte der Provinz. Provokation ist ein Privileg der Jugend und wir können es ihr belassen. Solange jedenfalls, bis die Lautstärke der Mobiltelefone im Lautsprechermodus nicht deutlich anziehen. Derzeit ist man mit wenigen Schritten den Schallwellen entflohen.

Gäbe es da nicht die ewig jungen Mitbürger, käme man nicht auf die Idee, darüber zu schreiben. Doch eine skurrile Szenen soll verbreitet werden. Die Szene einer Endvierzigerin, die zum Sonntagnachmittag mit Eminem aus dem Handy Ihren Spaziergang macht. Das ist dann nicht mehr cool!


xdb «Mihon EP»

Donnerstag, 23. Juli 2009 12:53 Uhr
Beitrag in Tonträger von Daniel 156

Auch in der vorherigen Woche erschienen und in nahezu jedem MP3-Shop zu finden ist das zweite Release auf dem Hannover’schen Label Delikat. Die vier Tracks enthaltende EP ist schlicht und einfach eine der entspannensten Veröffentlichung, die mit in letzter Zeit in den Player gerutscht ist.

Während der namensgebende Track «Mihon» noch etwas unentschlossen daherschwurbelt und an ruhige Mellowsachen der 90er erinnert, haut «Unago» um. In der Original- und auch in der LIVE-Version entspinnt sich ein von Chords und Glockenklängen durchzogenenes angenehmes Hörwerk, welches nur noch von «Letak» übertroffen wird.

Der straight hypnotisiertende Beat und die ruhig und gefälligen Chords entspannen gleichermaßen wie sie auch eine gewisse Energie verströmen. Ein minimaler DeepHouse-Track der nahe am Ambient kauert und Klassiker wie beispielsweise Amés Rej durchaus als Referenz von seinem Thron stoßen könnte.

>>> Delikat Recordings


Clark «Totems Flare»

Donnerstag, 23. Juli 2009 08:06 Uhr
Beitrag in Tonträger von Daniel 142

Wenn ein neues Warp-Releases in den Briefkasten flattert, kann man sich sicher sein, dass einen kein herkömmlicher Sound erwartet. Clarks «Totems Flare» macht da mit. Erstaunlicherweise und unerwartet ist der Elf-Tracker konsequent geradlinig und beatstrukturiert, ist mir jedoch der gewählten Sounds wegen doch eine ganze Ecke zu anstrengend.

Von chilligen Sachen wie «look into the heart now», «future daniel» oder «absence» abgesehen, ist das Album nämlich eine wahre Fundgrube an strange distorteten Sounds, die in ihrem kompakten Auftreten zwar ein stimmiges Gesamtbild ergeben, aber dennoch an der Schmerzgrenze rütteln und schnell an den Nerven reiben. Mit geht es jedenfalls so.

>>> warprecords.com
>>> throttleclark.com


Global Space Odyssey 2009

Montag, 20. Juli 2009 07:33 Uhr
Beitrag in News von Daniel 137

Die Global Space Odyssey ist eine kulturpolitische Demo, die es seit 2001 auch in Leipzig gibt. Jahr für Jahr ziehen mehr Begeisterte zusammen mit vielen liebevoll dekorierten Wagen und einer Menge Musik durch die Straßen der Stadt. So auch wieder 2009. Genauer am 25. Juli 2009. Punkt 13.00 Uhr startet die Demo am Connewitzer Kreuz.

13.00 Uhr – Connewitzer Kreuz
Start mit Auftaktkundgebung (Infos zum Ablauf & erste Redebeiträge)

13.30 Uhr – Route über Connewitz/Südvorstadt, Ring, Lindenau
Zwischenkundgebungen
– Redebeiträge von Ladenschlussbündnis, Drugscouts, Stadt Leipzig (?), Freie Szene, GSO-Vertreter, weitere Aktionsgruppen
– zwischendurch Kleinkunstprogramm

19.00 Uhr – Richard-Wagner-Hain
– Musik mit diversen local Crews
– gemütliches Chill’n’Grill und Aktionsprogramm für Groß und Klein inkl. „Zirkusecke“

23.00 Uhr – Afterparty – Leipzig-Plagwitz (diverse Locations)
Drum’n’Bass, Tech & Minimal, Goa, Reggae, Funk, Soul, Dubstep, Breaks, Chill Out uvm. auf mehreren Floors mit beliebten Leipziger Partycrews und DJs

>>> myspace.com/gsoleipzig


Angst, Panik, Verfolgungswahn

Mittwoch, 15. Juli 2009 07:57 Uhr
Beitrag in Kolumne von Daniel 70

Plattenfirmen sind schon ein lustiges Trüppchen. Die ganzen Jahre wurde man mit Promos zugeschmissen. Vinyl hier, CDs da. Krise? Quatsch. Trotzdem war die Angst schon da, vor «Raubkopien». Ich kann mich noch an das eine Daft Punk Album entsinnen, welches Journalisten nur in einem abgeschlossenen Raum anhören durften. Aller technischen Geräte entledigt und nur ein einziges Mal.

Mittlerweile hat sich jedoch das Promo-Verteilen übers Netz fast etabliert. Online also. Gerade kleinere Labels profitieren davon, da dies die Kosten praktisch auf Null hält, wenn man mal die investierte Zeit außen vor lässt. Man hat als Musikrezensent zwar keine hübschen Cover mehr, nix zum Verlosen und der physische Tonträger als Lohn für die Rezension entfällt auch, aber in heutigen Zeiten hört man sowieso alles digital und da passt ein MP3-File ganz gut.

Da machen wir mit, dachten sich die größeren Plattenfirmen und bemustern nun auch fleißig. Allerdings anders, als man es sich denken mag, denn jeder Musikredakteur wird per sé als Krimineller abgestempelt.

Nach einer unendlichen Anmeldeprozedur, bei der neben gefühlten Angaben wie Schwanzlänge, oder Pobackenspreizwinkel so ziemlich alles abgefragt wird, was laut Datenschutz noch gerade irgendwie rechtlich abgedeckt ist, darf man das kostbare Gut downloaden. Natürlich mit dickem Wasserzeichen versehen und einem seitenlangen Disclaimer und Nutzungsbedingungen in Großbuchstaben. Man fühlt sich sofort, wie ein Verbrecher. Hallo? Ich will die Musik doch nur anhören.

Die kleineren Labels sind dagegen diejenigen, die es kapiert haben und recht großzügig sind. Die allgemeine Denkweise: Das Liedgut landet so oder so in Tauschbörsen, Restriktionen hin oder her, und ist vielleicht sogar gleich eine gute Werbung. Also warum die einzigen quälen, die als Multiplikator den Labelsound auf Web-Seiten, in Magazinen, Radioshows oder als DJ auf Partys mit ein wenig PR versorgen?

Mp3s bekommt man zum Vorhören. Wenn es gefällt, auch zum Download. Ohne Wasserzeichen. Und auf Nachfrage sogar die original Masterfiles als WAV, wenn eine Datei defekt sein sollte. Und hat es was geschadet? Nein, im Gegenteil. Besagte Veröffentlichung war mehrere Wochen auf Platz 1 in den Downloadcharts in fast jedem MP3-Shop. Europaweit.


Sonntags Click Clack

Montag, 13. Juli 2009 17:21 Uhr
Beitrag in Partyreview von Robert 162

Sonntag mittag, die Sommersonne scheint immer mal zwischen die Wolken hindurch, die Jugend ist schon ganz hibbelig, wirft sich in Schale, es geht zum Tanz. Wie einst unsere Urgroßeltern wurden auch wir diesen Sonntag nachmittag zum Tanz geladen. Unter freiem Himmel fährt die Schowboxx am Dresdner Citybeach ein Riesen-Lineup auf. Und alle gehen hin…

Kurz nach 12 treffen wir ein. Schon auf dem Parkplatz laufen die ersten Bekannten über den Weg. Überschwängliche Begrüßung in freudiger Erwartung der Dinge. Dann rein. Das Gelände ist gespickt mit Bars, ein paar Sitzmöglichkeiten und einer Terrasse für den besseren Überblick. Das besondere aber: Die komplette Tanzfläche besteht aus Ostsee-Sand. Viele Leute nutzen die Schuhgarderobe (toll!) und tanzen barfuß.

Noch ist es angenehm gefüllt. Stimmung ist dennoch schon. Sascha Funke ist dann das erste Überflieger. Tolle Mischung aus uralten und neuen Geheimtipps. Er bewegt sich sehr funky zwischen House und Minimal. Echt cool! Moenster lassen anschließend mit treibendem und schiebendem Sound die Leute das erste mal ausrasten. Aber nicht ganz so mein Fall, also begebe ich mich auf die Suche nach Essbaren. Der notorisch überlastete Grill- und Salatstand glänzt mit langer Schlange, so dass ich lieber auf das Angebot eines Bekannten zurückkomme und mir einen mitgebrachten Burger einverleibe. Drinnen spielt mittlerweile Hemmann und Kaden ein sehr grooviges, mitunter housiges Liveset – das Highlight des Abends, ähh Tages.

Langsam wird es voller
und voller. Die tollsten Shirts und Sonnenbrillen werden ausgeführt, aber nicht prämiert. So ist das halt in der Showboxx. Was solls – die Musik ist adäquat und man trifft auch jede Menge netter Menschen. Koletzki spielt das aktuelle Klicker-Klacker, irgendwie nichts besonderes. Danach reissen die Wighnomy Brothers das Publikum mit. Abwechslungsreiche, pointierte Musik, tolle Show auf der Bühne aber auch z.T. miserables Mixing. Die beiden zu sehen ist dennoch ein Erlebnis.

Karotte ist als nächster an der Reihe. An Showtalent steht er den beiden kaum nach, musikalisch wird es gar noch ein wenig bunter. Und wieder lief die 18 Jahre alt „Age of Love“. Warum spielt die zur Zeit eigentlich jeder (mal abgesehen davon, dass es ein tolles Stück Musik ist), nachdem man sie ewig nicht vernommen hat? Nach 20 Minuten anstehen, gibt es dann doch noch ein Steak zu essen. Der Weg zurück ins Gelände wird beengt. Es sind solche Massen an Leuten drin, dass man kaum voran kommt. Auf der Tanzfläche ist es so voll wie in der Sprottendose, umfallen unmöglich, tanzen eigentlich auch. Alternativ gibt es mitwippen und jeden neu einsetzenden Bass mit hochgereckten Händen zu empfangen. Imposant, wenn tausende Arme plötzlich in die Höhe gehen.

Weniger Imposant die Musik
des letzten Künstlers und offenbaren Main-Acts Paul Kalkbrenner. Dieser erfreut sich nach dem Szene Films „Berlin Calling“ gerade in Sachsen einer ungeheuren Beliebtheit. Seine musikalische Darbietung beschränkt sich aber fast ausschließlich auf das Abspielen der Filmmusik. Gestreckt auf 2 Stunden zieht sich das aneinander reihen längst ausgelutschter Musik hin. Laaaangweilig – aber der Masse nicht. Die Stimmung ist am Sieden. Gänsehaut. Seltsam wie massenkompatibel ein durchschnittlich erfolgreicher Profideejay mit so einem Film plötzlich werden kann…

Halb elf ist dann endgültig Schluss. Naja draußen jedenfalls. In der Boxx gibt es eine Afterhour, die bis Montag oder gar Dienstag andauern soll. Wir sind uns jedenfalls einig, dass der Besuch sich auf jeden Fall gelohnt hat und gerade die ungewohnte Zeit sehr angenehm war. Die Musik im Großen und Ganzen natürlich auch.


Eulenhaupt & Mollenhauer «Troja EP»

Montag, 6. Juli 2009 07:27 Uhr
Beitrag in Tonträger von Daniel 843

Auch das elfte Acker-Release bleibt dem Stil des Labels treu. Jazziger mit Baltik-Sound angehauchter Techhouse, der trotz seiner Leichtigkeit gut auf Tanzflächen funktioniert. Die »Troja EP» steht dieser Label-Philosophie in nichts nach und wird mit dem Baltik-Sound noch eine Spur dominanter. Das Hauptthema bestreitet bei den zwei Titeln «Candyshock» und «Candyshop» plus derer Remixe ein Akkordeon, welches in bester Staccato-Manier und dem Rhythmus angeschmiegt durch den gesamten Track geleitet.

Das Original «Candydrop» profitiert am am meisten davon, wennauch es im letzten Drittel etwas an Originalität einbüßt und mich stark an dieses «Pinocchio»-Danceteil aus den Neunzigern erinnert.

«Candyshock» macht dagegen auch alles bis zum Ende richtig und hat neben dem Schifferklavier auch noch Posaunen, Saxophone mit im Gepäck. Sehr fresh und lässt mich an die G-Swing-Sachen erinnern. Der Mollono-Bass-Remix selbigen Tracks bleibt deep und eher mellow funktionell. Das «Candyshop»-Original mit Fatima Spar ist noch eine Spur deeper und hat durch den Gesang eher Songstruktur.

Einfach schön. Maximal.

>>>  acker-records.de


O.S.R «Sleepless in London EP»

Samstag, 4. Juli 2009 23:39 Uhr
Beitrag in Tonträger von Anne 219

Samstagabend, Gewitter.
Die Regentropfen trommeln an mein Fenster. Es ist zu schwül, ich kann nicht schlafen. Also gönn ich meinen Ohren mal diese neue OBC-E.P., thematisch passt sie ja wie die Faust aufs Auge. Mehr lesen…


DJ-Nieten

Freitag, 3. Juli 2009 11:06 Uhr
Beitrag in Kolumne von Daniel 127

Vor einiger Zeit wurden DJ-Nieten durch natürliche Selektion knallhart aussortiert. Wer scheiße ist, keinen eigenen Stil hat oder einfach keine Ausdauer, war weg vom Fenster. Jetzt ist das anders. Ich bekomme in penetranter Regelmäßigkeit Promomails von den neuesten Nachwüchslern. Einige haben sogar ein Management. Die Mails sind hilflos, tumb und oft ist noch ein Promo-Mix dabei, der einem kalte Schauer über den Rücken laufen lässt, weil noch nicht einmal straighter Minimalsound ohne amtliches Holpern gemixt wird.

Trotzdem. Zirka drei bis fünf Monate nach diesen Spams, zieren die Namen der beworbenen Frischlinge die Flyer hiesiger Partys. Marketing ist eben alles und so muss es nicht verwundern, wenn ein als jüngste DJance Europas gepriesener Naivling „…nun in vier Farben erhältlich…“ ist (die Kleine hat also jetzt vier Anziehsachen) und zum Superschnäppchenpreis von nur 800 Tacken spielen kommt. Plus Fahrt, Hotel und Steuer versteht sich, verkackte Übergänge inklusive.

Das einzig Positive, was ich dem abgewinnen kann, ist jedoch die Gewissheit, dass sie mit großer Wahrscheinlichkeit, so wie allen anderen vor ihr auch, in spätestens einem Jahr in der Versenkung verschwunden sein wird.