Aufbau einer Personenmarke: DJ

Freitag, 11. Juni 2010 10:57 Uhr
Beitrag in Buch & DVD von Daniel 467

Das Buch erwähnte ich ja schonmal. Gestern fand ich nun mal Zeit, in den gut 150seitgen Klumpen reinzulesen und kann nur jedem DJ (oder der es werden will) ans Herz legen, einen großen Bogen um diese Publikation zu machen, denn wer sich nur halbwegs mit der Materie des DJings auskennt, wird in diesem quälend langweiligen Buch nichts Neues finden.

Autor des Schinkens ist Armin Kuhn (Foto), der sich mit dieser Doktorarbeit (?) durchaus als „Semi-Profi“ des Bereichs outet, imgrunde jedoch nur bekannte Dinge wiederkäut. Marketing-Strategien für DJs, belegt durch Gespräche mit internationalen und nationalen DJs und anderen Veröffentlichungen. Alles in schön schwurbeligem Wissenschafts-/Beamtendeutsch. Zum Ende ist ja dann der Großteil richtig, stimmt und kann unterschrieben werden. Aber wahrlich Neues kommt nicht heraus.

Darüber hinaus begeht Kuhn den Fehler, als wichtigen Push-Faktor, um als DJ Erfolg zu haben, eigene Releases anzuführen (seltsamerweise widerspricht er sich einige Kapitel davor). Nunja, das war vielleicht mal so. 2010, in denen Musik-Download-Portale vor neuen Tracks nur aus allen Nähten platzen, ist damit kaum ein Blumentopf zu gewinnen. Sicherlich sind eigene Releases wichtig, aber nur, wenn man schon einen gewissen Namen hat. Die Faktoren Hartnäckigkeit, langer Atem und Glück werden gleich völlig außer Acht gelassen.

Ebenso die Unterscheidung zwischen Künstlern in der Provinz und denen einer Großtstadt, für die jeweils ganz andere Marketingstrategien nötig wären, um aus ihnen „DJ-Stars“ zu generieren. Der von Kuhn gepriesene eigene Style macht auch keinen zum DJ-Star. Der Massengeschmack der potentiellen Fans dagegen wird von Kuhn nur gestreift, ebenso das Aufspringen auf aktuelle Hypes. Aber gerade diese Massenkompatibilität dürfte für diejenigen, die amtlich Kohle mit dem DJing machen wollen, der ausschlaggebenste Erfolgstipp sein…

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Ein Kommentar

  1. Armin Kuhn schrieb:

    Hallo Daniel,

    zunächst mal vielen Dank für die Rezension. Dennoch möchte ich Deine Statements nicht unbesprochen lassen und ein paar Sätze anmerken.

    1. „…wer sich nur halbwegs mit der Materie des DJings auskennt, wird in diesem quälend langweiligen Buch nichts Neues finden…

    Hier ist natürlich zu sagen, dass Haupt-Zielgruppe des Buches Anfänger sind, die das DJ-ing strategisch angehen wollen, aber auch erfahrene Profis finden hier die wissenschaftliche Bestätigung, was sie vielleicht schon immer vermutet hatten.

    2. „…Alles in schön schwurbeligem Wissenschafts-/Beamtendeutsch…

    Stimmt vollkommen. Der Schreibstil ist der einer wissenschaftlichen Arbeit angepasst und daher sicher etwas anders zu lesen als locker-leichte Belletristik. Da das die Vorgabe bei der Untersuchung war, kam ich nicht umhin, etwas „trockener“ zu schreiben.

    3. „Aber wahrlich Neues kommt nicht heraus.“

    Das liegt natürlich im Auge des Betrachters. Im Großen und Ganzen ging es darum, die These zu bestätigen oder zu verneinen, ob Du es mit Hilfe von Marketingstrategien schaffst, in einem gewissen Zeitraum vom Noname- zum sog. Star-DJ zu werden. Diese These konnte mit den durchgeführten Interviews und der Auswertung der Gespräche bestätigt werden. Aber du hast völlig Recht. Auf die von dir angesprochenen Faktoren wie Glück oder Hartnäckigkeit hätte man näher eingehen können.

    Dein Statement zum Thema Releases kann ich absolut nachvollziehen. Leider sind Top-DJs ohne Eigenproduktionen genauso selten wie lokale DJs mit großen Gagen. Die eigenen Veröffentlichungen sind im großen DJ-Zirkus ein Muss-Faktor, sind aber allein betrachtet ohne die anderen Kriterien auch keine Garantie für Erfolg.

    Bezüglich Massengeschmack ist zu sagen, dass der Erfolg natürlich steht und fällt mit den Fans. Dennoch gibt es, je nach Definition, in jeglichem Genre Stars de jeweiligen Szene. Aber im Endeffekt gibt es definitiv auch bei diesem Werk noch Raum für Ergänzungen und Erweiterungen.

    Liebe Grüße und alles Gute,

    Armin

    Freitag, 17. Mai 2013 | 11:16


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