Tekk-N in Bautzen

Donnerstag, 12. Juli 2007 12:48 Uhr
Beitrag in Partyreview von Clemens 511

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Ja, was war denn da los am 07.07.07. In Bautzen regte es sich. Ein Sommermärchen für die Minderheit der Tekker in der Fluss-Hauptvorstadt oder doch nur ne kurze Story? Vorabeindrücke: Aufleben lassen wollte man wieder irgendetwas, innehalten. Zeremonien und Traditionen.

In Gedenken an Härte und Surrealismus. Rattatata. Flak flak flak. Mir gibt so was enorm viel und so war ich gespannt auf dieses aus dem Nichts empor gestiegene Etwas von Party. „Im Robur?“, dachte ich. Da, wo sich eigentlich die Farbpaletten mischen nahm Farblosigkeit Einzug. Farblosigkeit nicht als Synonym für Langeweile – nur auf die Körperkleidung bezogen. Wenn sich die „wahren“ Tekker treffen, brauch man ja auch keine bunten Fahnen zu hissen.

In der Nacht sieht man sie nicht, und am Tag wirken sie wie Missionare der Nacht. Trotzdem steht hier Schwarz nicht in Verbindung mit Böse. Nein, es soll nur so wirken, denn so sind alle Tekker sehr kontaktfreudig und nett – viel netter, als die in bunt-gehüllten Muskelprotze zu viel lustigerer Musik. Aber warum ist das so? Paradox!

In Bautzen geht wieder mal was. Tekk unten im großen, und Gehacktes oben im Kleinen Floor. Ich unterwerfe mich auch lange nicht mehr dem Zwang, wenn ich weiß, ich schreib ein Review, dass ich mir jetzt so viel wie möglich verschiedene DJs anhöre. Das belastet nur und so verstreichen eine Menge Minuten auch draußen im oder vor´m Auto. Sammelstelle für alle Gesprächssuchenden. Feiern war man trotzdem.

Needlehopper und Deckster, alte Veteranen. Wie Vietnamkrieger die sich mal wieder auf ein Bierchen treffen – Jahre danach. Es ist mehr die Sehnsucht nach dem was war, und nicht nach dem was kommen wird. Deckster hat sich geändert, was die Plattenwahl angeht. Berlin – denn von da reiste er an – ein Tribut? Nein. Zusammen haben es die beiden immer noch drauf. Obwohl zum Warm up noch erschreckend wenig Leute da waren, füllte sich der Raum, oben wie unten, dann ziemlich schnell und alle Veranstalterängste lösten sich spätestens um 2:00 sicherlich in blitzenden Nebel auf.
Derweil weiter die Asthars im Hakkefloor – ihr Feldzug. Ihre Werke mehr oder weniger der Gegenpol zu allem was Musik bezeichnet. Destruktion versius Konstruktion. Sie sind in unserer Region die Ton Steine Scherben der elektronischen Musik. Begeisternde Typen und jede Party eine gewonnene Schlacht.

Derange kam ein anderer Part zu. Dämonisch verführend, aber aggressiv durch Tempo und Sound. Wie rufe aus der Hölle – Schleifen – krächtzend, kreischend im Intervall. Derange, von dem hab ich noch ein paar alte K– – Kassetten. Inzwischen auch nur noch kulturelle Artefakte meiner, unserer Vergangenheit – ich hab sie mir als mp3 konserviert.

K–. Ergibt hier in dem Fall nicht nur einen Satz, nein, es ergibt eine Legende, welche sich auch noch bis heute auf Merchandisingprodukten weiterträgt. So viel wie möglich K– , auf einer Party – das kann nur gut sein. Denn es ist dann quasi wie im K–. Es bildet nicht nur einen ehemaligen Club, nein es ist eine Lebensphilosophie mit ihrer eigenen Ästhetik. „Ich war im K–„ – und schon schauen Neulinge mit aufgesperrten Augen hellhörig auf. Das ist wie, wenn Opa vom Krieg erzählt – nie da gewesen, und trotzdem Sehnsucht zu wissen, wie es war. So viel wie möglich davon aufsaugen und dann irgendwie damit leben. Aber sei´s drum.

Hakke, die Klamotten und Freundschaften gibt es immer noch. Abschalten und einfach mal der Zeit Einhalt bieten. Die Sonne aufgehen lassen, ne Runde mit inzwischen wieder gesunden jungen Menschen labern, Bier trinken, Annes leckeren Zubereitungen vom Vorabend essen und wieder mal einfach neue Ideen in die Welt setzen.

So verbindet sich damals mit heute. Protestkultur in Reinform, egal wo – vielleicht ein bisschen anders wie vor ein paar Jahren noch. Zeiten ändern sich. Und noch was: wir waren am 07.07.07 nicht im K–. Wir waren im Robur in Bautzen – und haben wieder Land dazu gewonnen.

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Ein Kommentar

  1. Botox_live schrieb:

    Sehr geiles revue……hmmmm bald gehts weiter.Diesmal auf einem alten Russenflugplatz
    Bei Berlin……24.01.09 ;o]

    Mittwoch, 26. November 2008 | 03:00


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