Interview: Tobias Lützenkirchen (Platform B München)

Donnerstag, 26. Juni 2008 13:41 Uhr
Beitrag in News von Daniel 629

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Lützenkirchens „3 Tage wach“ ist ja momentan in aller Munde. Liebhaber elektronischer Musik schütteln sich ob des Titels und alle anderen feten und freuen sich. Was Tobias Lützenkirchen darüber denkt und wie mit dem schnellen Ruhm umgeht, verrät er in einem Interview.

Hallo Tobias. Dir in Bezug auf „3 Tage wach“ Drogenverherrlichung vorgeworfen. Der Vorwurf mag etwas zu weit gehen, aber zumindest Verharmlosung kannst du nicht abstreiten, oder?
Lützenkirchen: Ja, das ist der richtigere Ausdruck. Die Nummer ist aus Spaß entstanden und nicht, weil ich ein Songwriter bin, der jetzt ein politisches Thema aufgreift oder etwas Sozialkritisches machen will. Und weil ich es aus Spaß gemacht habe, mich darüber kaputtgelacht habe, fehlt dem Ding auch jegliche Kritik. Logisch.
Natürlich ist es so, dass ich dem ganzen Thema nicht besonders negativ gegenüberstehe. Ich bin nicht ganz unerfahren mit Drogen und ich sehe viele Sachen in Bezug auf verschiedene Drogen nicht so kritisch wie manch andere Leute.

Wie ist denn dein Standpunkt zum Rauchverbot, konntest du dir bis vor kurzem überhaupt rauchfreie Clubs vorstellen?
Überhaupt nicht. Kann ich mir auch jetzt noch schwierig vorstellen. Ich bin ein sehr starker Raucher, vor allem wenn ich auflege und vor allem in Kombination mit Alkohol. Aber ich habe mit dem Rauchverbot schon oft die Erfahrung gemacht: je später der Abend, desto mehr ist das den Leuten völlig wurscht. Was allerdings interessant ist, dass man in rauchfreien Clubs, wo es richtig voll und heiß ist, jetzt erst mal so richtig merkt, wie es nach kaltem Schweiß stinkt … und ich merke manchmal, dass eine unglaubliche Unruhe in der Party ist, weil sehr viele Leute andauernd raus gehen zum Rauchen und dann wieder zurückkommen.
In Ländern, wo das Rauchverbot schon eine Weile in Kraft ist, in England oder in Skandinavien, da ist das eine ganz andere Sache. Da ist das eigentlich schon so angenommen und akzeptiert, da sind die Partys dann auch wieder ruhiger. Also, ich glaube, im Endeffekt ist das ist nur eine reine Gewöhnungssache.

Kommen wir noch mal auf „3 Tage wach“ zurück. Du warst mit dem Song am 30. Mai zu Gast bei der Teenager-Musikshow „The Dome“ von RTL2…
Nein, da war ich nicht. Das ist leider nicht ganz so gelaufen, wie ich mir das gedacht habe. Ich habe von Anfang an gesagt: Ich fahre da nicht hin, das ist mir einfach zu viel Affentheater. Ich habe aber auch gesehen, dass das eigentlich eine coole Sache ist, das wäre auch irgendwie lustig gewesen. Weil am Anfang, als wir die Nummer produziert haben, haben wir sogar schon rumgewitzelt: „Wenn wir dann mal von „The Dome“ angefragt werden, dann fahren wir auf jeden Fall da hin.“ Aber dann durch die ganze Diskussion, auf der dünnen Linie zwischen Kritik und Superhype habe ich gesagt: auf gar keinen Fall. Mein Vorschlag war, dort ein Bild von mir aufzustellen, mit gestrecktem Mittelfinger (lacht). Das wäre so im Stil von KLF (einflussreiches britisches Techno-Duo, Anm. d. Red.) gewesen – aber da haben sich die von „The Dome“ nicht drauf eingelassen. Im Endeffekt war von uns keiner da. Ich weiß auch gar nicht, wer da war. Keine Ahnung.

Immerhin wurde für die Fernsehzuschauer „Lützenkirchen“ eingeblendet, es wurde dein Song gespielt…
Das reicht ja auch.

Du profitierst von so einem „Auftritt“.
Ja, genau, das ist eigentlich auch schon cool. Ich fand es nur relativ schwierig, vor einem Bravo-Hits-Publikum so eine Nummer zu spielen. Wo kleine Mädchen dabei sind, die dann „Volle Kanne Einwurf“ singen – das fand ich schon eine Ecke zu krass. Ich habe mich auch gewundert, dass die uns unbedingt da haben wollten. Ich fand es auch affig, als der Vorschlag vom Label Universal kam: „Du kannst dann ja einfach so tun, als würdest du da auflegen.“ – ganz tolle Idee! So ein Affentheater, mich da Showmaker-mäßig hinzustellen, dafür bin ich dann doch zu szeneverbunden, solche Scheiße mache ich nicht.

Gut, aber Stichwort Bravo-Publikum: Auf den CDs der Reihe „Bravo-Hits“ findet man in ziemlicher Regelmäßigkeit Scooter. Und die haben für die CD-Single von „3 Tage wach“ einen Remix gemacht.
Ja, das war so: Universal Music brauchte kommerziellere Mixe, das war halt Teil des Deals. Wir (das Label „Stil vor Talent“, Anm. d. Red) hatten den Song ja schon auf Vinyl veröffentlicht. Und die mussten nun noch ihre eigene Veröffentlichung machen.
Irgendwann kam dann die Ansage: Scooter machen einen Remix. Da habe ich zuerst die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen und gesagt: „Ohne mich.“ Dann meinte aber mein Kollege Oliver Koletzki zu mir: „Wenn die schon einen kommerziellen Remix brauchen, dann gibt es doch keine geilere Ansage als einen Scooter-Mix. Krasser geht’s dann doch schon gar nicht mehr.“ Das fand ich schon wieder so lustig, weil es so weit weg von meinem eigentlichen Ding ist, von meinem eigentlichen Sound, weshalb ich gesagt habe: „OK, lass mal machen.“ Und davon abgesehen fand ich den Mix gar nicht so schlecht. Im Gegensatz zu dem, was sie normalerweise machen, haben sie echt einen ganz guten Job gemacht…

Mit freundlicher Genehmigung von Planet Interview.
Das komplette Interview ist auf Planet Interview zu finden.

>>> planet-interview.de
>>> myspace.com/luetzenkirchen

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3 Kommentare

  1. Röbürt schrieb:

    Nach Heater jetzt schon das zweite Jahr in Folge ein Sommerhit, der alles andere als ernst gemeint ist.

    Komische Welt ;)

    Donnerstag, 26. Juni 2008 | 17:26

  2. Supi schrieb:

    cooler typ *g*

    Donnerstag, 26. Juni 2008 | 22:04

  3. crazzzy schrieb:

    eine sehr angenehme ansicht hat der mann.

    Montag, 30. Juni 2008 | 14:05


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