Interview: Norris T. (Norris Terrify)
Im Dresdner und auch sächsischen Raum, dürfte dem einen oder anderen regelmäßigen Partygänger der Name Norris T. schon öfters ins Auge gefallen sein. 2002 kam der Schritt zum LIVE-Act und 2004 steht die erste Vinyl-Veröffentlichung in den Startlöchern. Wir haben Normann alias Norris T. dazu in einem Interview befragt.
Hallo Normann, Dein Name geistert ja nun schon sehr lange durch die Technogemeinschaft. Wann hat alles für Dich angefangen und wie?
Hi Daniel. Der Reiz, elektronische Musik vor Publikum zu spielen beschäftigte mich schon in frühen Jahren. Die ersten Schulpartys, die ich selbst initiierte und bei denen ich auch auflegte, damals noch ohne Plattenspieler, waren im Jahr 1994. Das sollte der Grundstein für mein Deejaying werden. Mit der Zeit änderte sich mein Musikstil, durch die Graffitiszene fand ich immer mehr gefallen an HipHop und wie es das Schicksal so wollte lernte ich zwei Jungs kennen, die mein Style die nächste Zeit sehr prägen sollten, DJ Studio 17 und DJ Deiner. Scratching stand nun sehr im Vordergrund.
Ein paar Monate später bekam ich vom Betreiber der Lohrmannstraße das Angebot, regelmäßig in seinem Club auflegen zu können, welches ich natürlich sehr gern annahm. 1999 startete ich eine Partyreihe zum Sonntag, bei der anfangs nur HipHop lief. Mit der Zeit aber, verspürte ich immer mehr den Drang, schnellere Klänge zu spielen. Die ersten Bookings auf großen Technopartys wie: „Sommer Restloch Verfüllung“ bzw. „50 Stunden Party“ und „Dresden Connection“ folgten. Zum Sonntag gab es jetzt die „Sunday Techno Night“ und später die „Afterhour at Industriehallen Lohrmannstraße“ beide wurden präsentiert von meinem eigenen Partylabel „Asyncron“. Zusammen mit X-Plode, The Visitor und X-Large (ehemalig PKA) gründeten wir „Vinyldreher“. Fünf erfolgreiche Partys folgten im Jahr 2001 auf der Lohrmannstraße, danach trennten wir uns und ich lernte die Plastix Crew kennen, zu diesem Zeitpunkt war die Crew 1 Jahr alt. Ich schloss mich ihnen an und durch meinen guten Draht zur Lohrmannstraßse Dresden, folgte ein sehr erfolgreiches Partyjahr 2002, an das sich wahrscheinlich noch jeder erinnern kann. Mein Style wurde bis dato progressiver. Im September 2002 hatte ich mein LiveAct Debüt, ich war äußerst überrascht, dass die Crowed so auf meinen Sound abging. Zu dieser Zeit kannten mich die meisten schon aus dem HardFloor, was sich bis jetzt auch nicht geändert hat. Ironbase wurde auf mich aufmerksam und darauf bekam ich einen Platz in seiner Booking Agentur „AM-Ost“ und ein Booking im „Winterhafen in Frankfurt /O“ folgte. Das Jahr 2003 war sehr vielversprechend, wir eröffneten die Seidenfabrik Pirna und es folgten weitere Booking´s außerhalb Dresdens, wie zum Beispiel im „Rohtabak“ Döbeln und im „Club Achtermai“ Chemnitz. Mittlerweile haben wir nun schon die „4 Jahre Plastix“ gefeiert und ein Ende soll noch nicht in Sicht sein, auch wenn die Gerüchteküche brodelt.
Was hat es mit dem Partylabel Asyncron auf sich?
Asyncron Entertainment gibt es seit Anfang 2000 und steht seit 2003 für Veranstaltungen im Bereich elektronischer Musik, sowie StreetWear, Mediendesign und ArtistBooking. Anfangs initiierte ich unter diesem Namen die „Afterhour at Lohrmannstrasse Dresden“. Mitte 2001 gab es eine „Plastix vs. Asyncron“. Wichtig war für mich gleichzeitig mit diesem Projekt Nachwuchskünstler zu fördern, das hat sich auch bis dato nicht geändert! Derzeit stehen im Asyncron Booking: Newcomer LiveAct „Human Like Machines“, „Substone“ und Newcomer „Deckster“. Ich bin immer sehr interessiert an neuen individuellen Nachwuchskünstlern, Demos sind daher sehr erwünscht! In 2003 habe ich mich mit diesem Projekt selbständig gemacht. Den meisten wird das Logo mit dem Skorpion seit den Partys in der „Redhall“ in Klingenberg ein Begriff sein. Zu erwähnen wäre da zum Beispiel die „Marko Remus“ Party im Mai diesen Jahres.
Du hast Dich vom eher passiven Musiker, DJ, in Norris Terrify umgenannt und spielst unter diesem Synonym LIVE. Wie beschreibst Du Deinen Sound?
Ja das stimmt, viele kennen mich noch unter dem Synonym „Norris T.“ Nachdem ich das erste mal 2002 als LiveAct aufgetreten bin, musste ein zweiter Name für dieses neue Projekt her. Er sollte aber nicht weit von dem entfernt sein, den die Crowd schon kannte, damit sie trotzdem noch meinen Style damit assoziieren konnten. So führte ich Schritt für Schritt den neuen Namen ein und nach ungefähr einem Jahr behielt ich ihn von da an für beide Sachen bei. Meinen Sound würde ich als progressiven, teils melodisch angehauchten, treibenden Techno definieren. Synthie-Klänge sind mir dabei äußerst wichtig, da sie meiner Meinung nach das Ganze abrunden; „Hart aber herzlich“. Augenmerk lege ich darauf, dass mein Sound individuell und nicht langatmig ist. Das steht sowohl für meinen LiveAct, als auch für mein Deejaying.
Benutzt Du für Live-Auftritte unterschiedliches Equipment oder ist es identisch mit Deinen Studio-Produktionen? Was nutzt Du genau?
Ein Großteil des Equipments ist identisch, so kann ich meine späteren Produktionen wesentlich besser abstimmen und abmischen. Auf großen PAAnlagen kann man sehr gut experimentieren, zum Beispiel ob der BassDrum druckvoll ist, aber trotzdem noch kickt. Bei meinen Live-Auftritten habe ich bis jetzt nur analoge Geräte im Einsatz, das ist bei mir im Studio natürlich noch etwas anders. Computer spielen neben analogen Geräten eine sehr große Rolle. Die digital-emulierten Geräte stehen sich im Vergleich in fast nichts nach und halten das Budget im Rahmen. Meine Geräte sind zum Beispiel der Remix Sequenzer Yamaha Rm1X, ein Roland Synthesizer JP8080 sowie ein Sampler SU700 der Marke Yamaha.
In Kürze erscheint ja Deine erste Vinyl. „Mr. Postman“ soll Sie glaube ich heißen. Erzähl uns doch bitte mehr darüber.
Ja richtig, „Mr. Postman“ wird sie heißen. Ich spiele diesen Track jetzt schon seit Herbst letzten Jahres zu fast jedem LiveGig und die Resonanz dazu ist extrem positiv. Das macht mich schon etwas stolz, wenn Leute auf mich zu kommen und fragen ob ich heut den „Postman“ spiele, oder wie die Platte heißt, das hätte ich mir so nie träumen lassen. Entstanden ist die Idee zum Track eher ganz spontan, aber wie das meistens so ist; die Spontanen sind die Besten. Es wird verschiedene Versionen dazu geben, von MainFloor- bis zum HardFloor- Filler. Ich spiele den „Postman“ in meinen LiveSets meist unterschiedlich, auch um zu sehen, wie welche Variante „rockt“. Für mich ist es wichtig, etwas Eigenes zu veröffentlichen. Heutzutage ist es sehr schwer, fast unmöglich, nur als passiver Künstler (DJ erfolgreich zu werden. Die nötigen Erfahrungen und Kontakte habe ich gesammelt um diesen Traum zu verwirklichen. Auslernen kann man aber in diesem Bereich nie, das merke ich an meinen LiveSets und Produktionen immer wieder, die Vielfalt ist immens. Man entwickelt sich mit jedem Sound weiter, die Lust an der Musik bleibt somit für mich immer erhalten.
Wie siehst Du perspektivisch die Entwicklung von Techno in letzter Zeit? Was ist aus Deiner Sicht positiv, was nicht?
Gerade als Veranstalter kann ich die letzten 4 Jahren sehr gut überblicken und beurteilen. Derzeit ist es äußert schwierig geworden Technopartys erfolgreich zu veranstalten. Die Szene ist nur schwer berechenbar, was das Planen von Budgets kompliziert macht. Große Headliner sind kaum noch gefragt, die Masse möchte ihre Localheros hören und sehen. Das finde ich meiner Meinung nach sehr positiv, weg von teuren Acts, es gibt so viele Künstler die weit mehr zu bieten haben. Die Szene schrumpft jedoch schneller als ich mir das erahnt habe. Als fatal empfunden habe ich, dass die LoveParade, auch wenn sie nichts mehr mit dem „Real Techno“ zu tun hatte, ausgefallen ist. Die Medien haben die Technoszene jedes Jahr auf ein Neues gepuscht, jetzt nicht mehr. Das sollte uns schon zu denken geben… Der Großteil der Partys wird wieder zurück in kleine Clubs wandern und die 1x jährlichen Mega-Events und OpenAir´s werden bleiben.
Was erwartest Du in Zukunft von Dir selbst?
Die Szene wieder etwas aufzurütteln und mich als Deejay, LiveAct und Producer weiter zu entwickeln. Es bringt keinem was zu resignieren, ich bin eher gespannt, was als nächstes kommt und was es mit sich bringt. Als Veranstalter habe ich die letzen Jahre viel Zeit und Arbeit in die Technoszene investiert und werde es auch weiterhin tun!
Was rätst Du hoffnungsvollen DJ-Neulingen, um einen Fuß in die Partylandschaft zu bekommen?
Macht euren eigenen Sound und seid offen für Neues. Es ist sehr schwer geworden, als „Neuling“ ein Booking zu bekommen. Die Möglichkeit ein Deejay zu sein ist dafür eher leicht. Preiswerte DJ-Sets alá „Reloop und Co.“ machen das möglich. Die eigene Kreativität bringt Euch zum Erfolg!
Danke Normann für die Zeit, die Du Dir für uns genommen hast und die schönen Antworten. Wir wünschen Dir weiterhin mit Deinen Projekten viel Erfolg!
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