Elektro? Electro? Was denn nun?
Für Diskussionen sorgte und sorgt immer noch der neue Oberbegriff „Electro“ der schon vor geraumer Zeit auf den Housefloors Einzug hielt und sich stur dort hält. Denn mit dem Ur-Elektro hat dieser Begriff eigentlich nichts gemein. Doch woher kommt dieser Begriff nun? Ich habe da zwei Thesen aufgestellt, die sich zu einer vereinen, die so abwegig nicht sein kann.
Jeder kennt den „Deutschlandsound“ ala Gigolo, BPitch, Disko B. etc. der auf den britischen Inseln enormen Anklang fand, dort sofort den Namen „Electroclash“ aufgedrückt bekam und sich auch in Deutschland etablierte. Oft auch unter dem illustren Beinamen „NeoPop“.
Dieser Sound nun war Inspiration für viele Franzosen, die vom typischen FrenchHouse die Nase voll hatten und dort deftigere Sachen produzierten, die dem „Electroclash“ ähnelten, aber eher auf Sound setzten, als auf begleitende Vocals. Kenner wissen: In Frankreich gibt es keinen Techno, gibt es keinen House, dort wird elektronische Musik schnöde und einfach als „Electro“ bezeichnet.
Genauso schwappte er nach Deutschland über und wurde – bereits von den französischen Labels als Electro gekennzeichnet – auch hier unter diesem Namen gehandelt. Es folgten Nachahmer, die in solch einem schrägen kalten Sound Inspiration bzw. Produzenten, deren Tracks durch diesen Hype mehr Beachtung fanden (bekannteste Beispiele: Roman Flügel, Alter Ego…). Und spätestens da wären wir, beim Electro. Nichts anderes als Techno im Mid-BPM-Bereich und knarzigen „Melodien“ als Wiedererkennungseffekt.
Doch was ist Electro denn nun wirklich in seiner Urform? Um Verwechslungen zu vermeiden, wird es desöferten als Elektro (k) bezeichnet, was im Sprachgebrauch natürlich nicht viel hilft. Erklären kann man Elektro nur an seinen Wurzeln, ist es doch das feste Fundament, auf dem sich das uns bekannte „Techno“ oder besser die „Elektronische Musik“ begründet.
Kraftwerk kennt jeder, das war Elektro. Afrika Bambaataa mit seinem Electro Funk brachte da noch den Soul hinein und beeinflusste damit die Entstehung der Stile wie House und Breakbeat. Um 1994 erlebte der Sound sein Revival, nicht minder daran beteiligt: Westbam. Der Sound wurde (nach dem damaligen Rave) langsamer und so hatten die Elektro-Platten auch öfters mal Chancen in reinen Techno-Sets Platz zu finden und es gehörte beinahe zum guten Ruf eines Djs, immer mal ein Elektro-Teil reinzuspielen. Was jedoch nach der Aufteilung der damals üblichen einen Tanzfläche in zwei (Techno und House) einer höheren Erwartungshaltung der Gäste zum Opfer fiel. Wer im Technofloor zappelt, will Techno und keine Spielereien und wer auf dem House-Floor weilte, war auch mit gradlinigem 4/4-Takt glücklicher.
Und wenn ich nur einen erreicht habe, der jetzt in seinem Vinylarchiv kramt und wieder mal eine Elektroplatte spielt, hat er ja doch was gebracht, der Electro-Hype.
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