Oliver Koletzki „Get Wasted“
Seit letzten Freitag liegt im Plattenladen die neue STIL VOR TALENT, nämlich Koletzki’s Get Wasted. Die gibt’s als Doppel-LP oder als Mix-CD … hier lag die vom Meister selbst abgemischte CD auf’m Teller … und das hat alles noch viel komplizierter gemacht. Aber lest selbst…
Der Spaß beginnt mit When we were young … ein hübscher Gitarrenloop und allmählich einsetzende Elektronik. Der Track an sich bleibt unaufgeregt, aber nett. Dieses Lied glaubt an sich bringt dann aber schon die erste Attacke: ’ne witzig-verspielte Melodie kitzelt den Bass, spielt dann plötzlich allein eine kurze Sequenz, wird breiter und tiefer und mündet im Großen Ganzen…feiner Break.
Nicht so ganz überzeugen konnte mich der namensgebende dritte Track Get Wasted Part 1 … besonders weil das Vocal-Sample irgendwie nervt. Schub hat der Track auch nicht besonders, aber im Rahmen der Mix-CD macht er dadurch nur noch empfänglicher für Don’t forget to come home (Track 4), einen meiner Lieblingstracks des Albums. Melodiöser Techno stand mal auf irgendeiner Seite als Schublade für Koletzki’s Sound. So komisch wie’s klingt, aber hier passt’s. Flockige Synth-Melodie, Sägezahnsounds und derb stampfender Rhythmus fügen sich auf eigenartige Weise prima zusammen und heraus kommt ein noch nicht mal euphorischer, aber auf jeden Fall gut gelaunter Dance-Track.
Get Wasted Part 2 mag’s dann lieber wieder bisschen frickeliger, ohne gleich minimalmusik zu werden. Wie auch Part 1 bringt der Track hier die Ruhe zurück, lehnt sich entspannter in die Seile und lässt dann groß kommen: Kick Trick (Track 6) sorgt mit schräg sägender Bassline für treibenden Sound und schwitzende Mainfloors.
Track 7 mit dem wunderhübschen Titel Requiem für die Vernunft wird sicher zu den meistgespielten Stücken des Albums avancieren, denn hier stimmt alles: knarzende Sounds, stampfende Bässe, abwechslungsreich angespielte Synth-Linien und sogar sowas wie ein Refrain, wenn ich mal so sagen darf. Fast schon zu happy … but who gives a fuck?!
Das nicht besonders aussagekräftige Bud Spencer überspringen wir mal, dafür hat der folgende Track 10 (Terence Hill) die originelleren Ideen … auch hier hat Koletzki wieder schön mit Melodie-Sprengseln einen wirklich netten Track herausgearbeitet.
…und wenn Du denkst, es geht nix mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her… … Das „Lichtlein“ ist in dem Fall Track 10 (Song for S.), der kurz vor Ende der CD, als ich eigentlich nur noch so 2 Fülltracks erwarte, erneut positiv überzeugen kann. Schwebende Synthies, etwas entspannter – aber nicht eintönig. Ein Kopfnicker allererster Kajüte.
Get Wasted ist ein richtig gutes Album geworden, um’s mal nüchtern & sachlich zu sagen. Es zeigt, dass Oliver Koletzki nicht zu Unrecht den Hype um seinen Mückenschwarm (und alles was da folgte) erlebt hat. Ohne sich groß am (scheinbaren) minimalen Zeitgeist zu orientieren, veröffentlicht der Wahlberliner ein erfrischend emotionales, dick produziertes Album mit lebendigen Auf’s und Ab’s, entweder als sauber ausgeklügelte Mix-CD oder eben als Doppel-Vinyl.
Prima Sache, unbedingt ausführlich reinhören!
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