PopUp Festival 2005 in Leipzig

Dienstag, 24. Mai 2005 15:31 Uhr
Beitrag in Partyreview von Daniel 39

Da waren wir wieder. Südvorstadt in Leipzig und es war Nacht. Die PopUp hat gerufen. Uns zum dritten und gesamt zum vierten Male. Naja, mal gucken, dachten wir uns. Voller Freude ging es ab in das alte Kino „UT Connewitz“ zur Electro Revue. Eine Leipziger Partyreihe, die alles beherbergt was mit Electro zu tun hat: ElectroPop, ElectroRock, ElectroQuatsch.

Natürlich kamen wir viel zu spät. Hauptattraktion Monotekktoni hatten wir verpasst. Letzte Klänge von Biotrull (oder war es Toke Vamos) erschallten noch. Fetter Elektrorhythmus, wie man ihn schon lange nicht mehr gehört hatte und dazu der dezent gesetzte Gesang des Künstlers, plädieren für mal als nur Veröffentlichungen auf CD.

Fetteste Performance leistet wider Erwarten der Moderator (?!) zwischen den einzelnen Künstlern, an dem ein echter Comedian verloren gegangen ist. Mit fiesem Witz und endloser Schnatterei spannte er den Bogen von Künstler zu Internet-LIVE-Schaltung (die gar keine war ;-) ) von Künstlern der Hello Records Community über viel viel Eigenwerbung bis hin zu Fred vom Jupiter. Eine Schulcombo in Erwachsenen-Körpern, welche mit Alu-Kostüm die Bühne betrat und seltsamen Electrotrash-Quatsch fabrizierte. Nunja. Geschmackssache.

utconnewitz_02Einen Sprung weiter ins Ilses Erika die nächste Überraschung. Auch hier war die Hütte mit nicht soviel Gästen gesegnet, als im Vorjahr. Im kleinen dunklen Raum lief etwas belangloser Minimaltechno, der sich später dann doch etwas steigerte. Kissogramm waren da. Ging schon. Auch die Gemäuer im hinteren Reich hatten auch schon besser Bands gesehen. Instrumentaler Poprock und dann gabs auch mal Gesang. Auch hier wieder: Geschmackssache.

Den Tag später dann zur Messe. Eigentlich wie immer: Alle guten Platten waren erstmal weg. Ein paar gute alte Bekannte fehlten (Compost, FAT…) aber dafür gabs ein paar neue (Dangerous Drums…). Letztere haben auch eine neue Veröffentlichung am Start. Das experimentell chillige Album der „Tea Leaf Family“ und die DDR No. 10 12″ mit Circuit Breakers fettem „Legalize“ in Kürze bei uns in der Tonträger Sektion.

Auch sonst tut sich so einiges in der Musiklandschaft. Zwei Perlen haben wir für Euch rausgesucht. Zum einen wäre da yoosic.com, ein süßer kleiner Musikdownload-Shop, der es in sich hat. Vor Kurzem gegründet, sind schon eine Handvoll Independent-Labels am Start. U.a. Lebensfreude, Echokammer oder Rundlauf. Mit letzterem schließt sich auch der Kreis, denn Jirka Schaefer und Sven Grosse sind auch bei den Rundlauf Geschichten dabei, die ja bekanntermaßen Aktionen der Fettton Jungs sind, unter anderem mit Electric Balance, und beide kommen ja selbst aus Kamenz. Bester Werbegag sowieso: die Yoosic-Blumensamen mit Infos zu den einzelnen Labelpartnern und Mamas Kuchen am Stand. Leckere Bestechung.

yoosicZweiter Tipp ist das Goon Magazine, welches im Berliner Raum erscheint, kostenfrei ist und sich selbst als Magazin für Kultur bezeichnet. Dennoch ist es mehr. Das handliche Heft ist vollgestopft mit qualitaitven Beiträgen rund um Musik und kann locker der DE:BUG das Wasser reichen. Das Magazin gibt es auch als PDF-Download auf der Goon Web-Seite.

ilseserikaDoch zurück zum Nachtleben. Ilses Erika die Zweite am Samstag. Disko B sind da. Und wir nicht lange. Grund: das Pata Negra in der Karl-Liebknecht-Str. 75. Nein, kein Club, sondern ein spanisches Restaurant. Seid Ihr in der Stadt, ist ein Besuch dort Pflicht. Leckere Tapas-Vielfalt und genauso schmackhafte Cocktails. Leckerer Wein auch, der macht müde. Soso.

Zurück. Die erste Band fing sehr spät an, man wartete anscheinend noch auf Gäste. Der kleine Floor, der Knaller. Ein netter Herr im Anzug, nicht gerade mit Mixkünsten ausgestattet, aber dafür mit umso besseren Electrotrashigen Technopoprock Platten. Sehr fett und so gut, dass die Tanzfläche nie ganz leer war.

distillery1Und schon ging es weiter. Nach einem Zwischenstopp im Staubsauger (kleinster Club der Welt mit einem Ofen!), der auch nicht mit bester Resonanz gesegnet war – trotz der Breaks von Dangerous Drums Vela – und Co. landeten wir im Distillery. Nach einem Jahr unseres Besuches hat sich wieder einiges verändert. Die gemütliche Chillecke mit der fetzigen Retrotapete und den handgemalten d’s, die ausgebaute Bar und Abtrennung im Untergeschoss…

Auch musikalisch wieder das Feinste und voll war es übrigens auch. Im von der DE:BUG gehosteten Keller lief mit Franklin de Costa feiner Techhouse aus der Minimal-Ecke. Nicht zu sanft aber auch nicht zu aufdringlich. Oben dagegen der LIVE-Overkill. MixMup zeigte, dass LIVE-Sound jede Vinyl schlägt. Sauber und reine Bassline, fette 4/4 Takte und die Tanzfläche bebte, der Urgewalt an Tönen konnte man sich nicht entziehen. Genauso wenig der Videoanimation.

Auch diese war LIVE und spielte die üblichen Zappelbilder über das LIVE (ja nochmal) gefilmte Tun des DJs. Uli Sieg und MFO warens. Gut gemacht.

stempel
Oberhypermegasupersicheres Sicherheitssystem für Pressevertreter. Nach anscheinend einigen Manipulationsversuchen im letzten Jahr, gab es diesesmal eine Kombination aus Pressekarte, Einlassbändchen und Stempel. Sicherer gehts nimmer. Bunte Arme inklusive.

distillery3Als Resumee kann man sagen, dass das PopUp Festival wieder ein Stück mehr an Eleganz gewonnen hat. Die geladenen Künstler konnten nicht immer überzeugen, was aber durch die besseren Vertreter der Musiksparte wieder voll wett gemacht wurde. Einzigster Nachteil war der Besuchermangel, für den schnell Gründe gefunden sind (die findet man immer!): Schätzte man im letzten Jahr die Gemütlichkeit der Clubs (bei knackigen fünf Grad Celsius in der Nacht kein Wunder) war es 2005 nachts an der frischen Luft schlicht und einfach angenehm. Es gab nicht wenige, die da lieber im Biergarten saßen, als sich in einen stickigen Club zu begeben. Schön, dass es Sommer wird, nicht schön, dass dadurch die ideologische Arbeit der Clubs und PopUp Macher leidet.

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