Nachtdigital 2007
Weit ins Land raus rief die Nachtdigital. „Kommt nach Olganitz!“ 10 Jahre lang schon pilgern immer mehr junge Menschen ins Bungalowdorf um diesem Treiben beizuwohnen. Vom kleinen Open Air zum Geheimtipp unter den Festivals emporgestiegen, war dieses Jahr alles noch viel größer wie die Jahre zuvor. Auch das Wetter spielte 2007 mal mit. Angereist waren sehr viele schon Freitags. Ab 14:00 Uhr öffneten die Pforten und der große Trubel konnte langsam beginnen.
Teilweise kam es zu langen Warteschlangen, nach dem man mit dem Heideexpress vom Parkplatz zum Festivalgelände reiste. Die Vorbestell-Codes mussten überprüft werden und Pfandmarken für die Müllbeutel mussten für 5 Euro ausgetauscht werden. Irgendwann später auf dem Campingplatz angekommen, baute man sich erst mal sein kleines Reich zusammen. Bis zur Dämmerung eroberten die Landschaft immer mehr Pavillons, Zelte und Sonnenschirme, Tische, Liegen und Stühle die grüne Wiese am See. Wahnsinn wie viele es waren. Sogar außerhalb des üblichen Geländes war die Wiese schon ziemlich voll.
Viel Vorfreude und Erwartung lag in der Luft und von den Bungalows hallten schon zu frühen Nachmittagsstunden Beats vom Balkon bis endlich die ersten Soundchecks von Stage 1 erhallten. Aufgetankt vom Grill und Getränk gingen dann schon viele zu relativ früher Stunde zu Carina Posse. Sie erbrachte ein gutes Stück Vorarbeit für alle folgenden Freitag-Akteure. „Möge das Spektakel beginnen“ war die Botschaft ihres Sounds. Sie vermochte schon zeitig für gute Stimmung zu sorgen, Basis für eine tolle Olganitzer Nacht. Auch Stage 2 war von 21:00 an beschallt.
Nachfolger Clark überzeugte vollends live. Fetter, abwechslungsreicher Style, von rockig bis sogar corig setzte er Akzente. Auch Mouse on Mars – das Duo, waren ein Zugewinn für das Festival. Klick Klack Bumm Bumm. Diese beide Herren erhalten zusätzlich noch den Status Wackelköpfe des Festivals, dicht gefolgt vom Duo Noze am Samstag auf der 2. Stage – Kopfnicken bis zur Gehirnerschütterung. Währendessen hotteten die Wighnomy Brothers auf der 2. Stage mit einem geknüppelt vollem Floor durch die Maintime.
So ging jedoch der Freitag schnell dem Samstag entgegen. Früh hörte man nur von den Durchmachern, dass Herr Steffen – Nachtdigital – Bennemann das geilste Set der Nacht, bzw. des Morgens spielte – da wird es wohl so gewesen sein.
Am Samstag war Zeitvertreib angesagt. Liegen wurden belegen, der Steg wurde besetzt, die Beine wurden in den See gesteckt und die Grills wurden angeschmissen. Viele kleine Storys füllten einen lustigen Tag. Neue Helden wurden geboren – der Sänger, der Deckelmann und der Telefonsmasher, um nur einige zu nennen – kleine Legenden für ein tolles Festival bis dahin. Tagsüber lief die Anlage auf 10% mit Klick Klack-Musik.
Cooler Einfall waren auch die Postkarten, die man verschicken konnte. Sehr schick auch die Ausstellung, welche die 10jährige Nachtdigitalgeschichte zeigte. Zusätzlich gab es ein Gewinnspiel bei dem man unbekannte Sachen riechen, schmecken, sehen, hören und fühlen durfte. Laut wurde es wieder um 16 Uhr. Die Kapelle Endlos gab ihres zum Besten. Melancholische Endlosmusik im wahrsten Sinne des Wortes – ein musikalisches Schmankerle für die Seele derer, die sich in der Sonne irgendwo auf dem Festivalgelände aalten.
Danach war eigentlich Headliner Ricardo Villalobos dran. Der Herr Villalobos war jedoch kurzfristig erkrankt und konnte leider nicht an der Feierei teilnehmen. Egal auch, dafür hauten Mathias Kaden und Daniel Stefanik schon ganze 4 Stunden eher in die Tasten. 7 Stunden mit diesen beiden Verrückten hotten und man wunderte sich, was für schicke Platten die ganze Zeit aus dem Köfferchen gezogen wurden.
Carl Craig danach war eher enttäuschend. Sicherlich lag es nicht an seiner Qualifikation, eher an der unbekannten Crowd. Unsicher schien er bei der Plattenwahl. Von Softtechno mit viel Flächen bis Experimentell, fand er jedoch zum Ende des Sets dann doch noch den Draht zu den Tanzenden.
Im Zelt nebenan war ein viel interessanteres Schauspiel zu beobachten. Man wunderte sich von Anfang an: „Was ist denn das für ein krasser Kunde?“ Namosh, der live als Soundakrobat eine krasse Performance bot. Auch wenn seine Show mehr dazu diente sich mit dem Publikum zu unterhalten, zwischen den verschiedenen Instrumenten hin und her zu hopsen und sich auszuziehen um sich besser zu bewegen, war das in allen eine eigenartige, jedoch fesche und sehr derbe Aufführung. Sein Sound variierte von schrägen Elektrosounds bis BigBeat, immer vokal von ihm begleitet – passte so auch voll zum Darsteller. Auch die Masse, die immer zahlreicher wurde, konnte den ein oder anderen Tanzschritt dazu machen, jedoch war mehr Konzertstimmung im Riesenzelt als Party.
Noze´s Set danach war eher wieder was zum Bewegen. Nichts besonderes, aber trotzdem geil im Rhythmus und Sound – Minimal eben. So ging die Nacht langsam der Dämmerung entgegen. Massen in Bewegung und im Gesamten nur ein riesiger Friede-Freude-Eierkuchen. Gute Laune, freundliche Gesichter und immer die Beine im Tap, Tap, Tap. Die Deko auch wieder einmalig – hier steckt durchdachtes Design dahinter – Klasse.
Die Bars befanden sich die ganze Nacht im Vollbetrieb mit halbwegs ordentlichen Preisen. Das Warsteiner Bier für 2,50,- und die Cocktails zwischen 5,00,- bis 6,00,-. Nicht unbedingt was für Studenten. Als es dann hell wurde sah man dann auch ein anderes Ausmaß – überall Müll, nicht nur auf dem Feiergelände, auch auf dem Zeltplatz. Der Veranstalter hat viel dafür getan um halbwegs nicht im Müll zu ersticken. So sammelten immer wieder Einheiten Überbleibsel der Besucher und Mülltüten gab es auch bei Ankunft. Schade dass sich wahrscheinlich viele Leute ein solches Festival nicht auch optisch schön in Gedanken behalten wollen.
Etwas überbelastet waren Auch die wenigen ToiTois, die schon zum Samstag bis zum Rand vollgeschissen waren – eine wirkliche Herausforderung da noch eine Möglichkeit zu finden um seinen Kreislauf zu schließen. (Und wenn man mal am kritisieren ist, dann auch noch: Wie soll man ordentliche Pressearbeit leisten, wenn man mit Securities (klar, die sicherlich auch nur ihren Job machen) rumdiskutieren muss um nur mal ein Foto von den Acts zu machen – so sind ordentliche Fotos von Acts dieses mal nicht dabei.)
Trotzdem blieb es dabei: Tap, Tap, Tap – es schien einfach nicht zu enden. Früh als Herr Holden zum Open End anlegte war noch lange kein Ende in Sicht. Viel Liebe zum Detail und einfach passend zur Morgenstimmung – tolles Set. Viele wunderten sich sicherlich auch, als sie aus dem Schlaf aufgestanden vor Mittagsstunden immer noch ne volle Tanzfläche auf Stage 1 sahen.
Das führte so weit, das Steffen Bennemann ab 10:00 Uhr noch mal selber Hand anlegen musste – bis zum Mittag ging es heiter so weiter. Tap, Tap, Tap. Als die Techniker um ihn schon abbauten, konnte man es auch dem Mitveranstalter Bennemann vom Gesicht lesen: „es war einfach ne geile NachtdigitalZehn!“
Kommentarfunktion deaktiviert.