Der tote Raum zwischen Disco und Tech

Freitag, 28. Oktober 2005 15:25 Uhr
Beitrag in Kolumne von Daniel 288

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Och nicht schon wieder, werden sich jetzt Einige denken. Der ae-pool-Heini mäkelt schon wieder an der Musik in der Gegend rum. Ja, mache ich. Denn irgendwie ist was seltsam. Es geht um House. Ein kleiner Kommentar.

Seit Kurzem teilen sich zum größten Teil die Clubs und Locations grob gesehen in zwei Lager. Die einen setzen weiterhin auf das Medien-gepushte House, dass größtenteils aus 80er-Covern, 90er-Remakes und fiesen Electroclashnummern besteht und die anderen tragen sich mit dem Gedanken House=Charts=schlecht und verbannen ihn komplett aus Ihrem LineUp. Der Raum dazwischen wird als Nichts betrachtet und birgt doch die besser Musik.

Die mainstreamige DiscoHouse-Seite.
Beschränken wir es mal auf die Duos. Den Anfang in der Region machten die beiden T.O.A.S.T.-Records DJs Tok’n und Disco Steffi. Unter dem Namen Disco Dice ging es in die Clubs und Locations der Region um Housepartys mehr Schwung zu geben und den stillem DJ hinter den Reglern durch ein Partyduo zu ersetzen, das genauso mitfeiert, wie die Crowd. Discoboys als Vorbild, keine Frage.

Das Konzept fand Freunde: Die Intensivcrewler Dusk und Black schlossen sich zusammen, genauso wie die beiden Dresdener Brothers Incognito oder die alten Hasen Groovious und Mikka „hausieren“ gingen. Soweit so gut. Waren das noch DJs, die einen ordentlichen Background besaßen und einen gewissen Anspruch bei Ihrer Plattenauswahl inne hatten, folgten schnell Kopien und die Kopien davon. Duos wurden forciert und derjenige mit dem besten Namen, der schönsten Verkleidung und der größtmöglichsten Präsenz auf noch so jeder kleinen Dorfdisco gewann.

Der Zug fährt eingleisig und hat sich mittlerweile fest eingefahren. Eine handvoll DJ-Duos wird wie in einem Rotationsprinzip von Club zu Club gereicht. Bei manchen Veranstaltern über vier Mal im Jahr und mehr. Neue Duos tauchen auf und verschwinden wieder, werden gepusht, totgespielt, gefeiert und letztendlich: dann doch wieder gemieden.

Stopp! Es reicht! Ich habe es satt! Alle haben es satt! Wo man nur hinschaut: Schiffsangestellte, heiße gelbe Südfrüchte oder Zuckerliebhaber. Das Maß ist voll. Nichts gegen House. Ich mag House. Definitiv Partymusik zum ausgelassenen Feiern. Aber irgendwelche Kasperköppe hinterm Pult, die einen 80er-Sound und DDC-Titel nach dem anderen dudeln, deren Sets sich von Location zu Location selten unterscheiden? Die in stillschweigend immer noch geltende Handhabung 70% Bekanntes 30% Neues tendiert eher in Richtung 99/1.

Und diejenigen davon, die sich sagen, wir machen es anders, machen es dann doch genauso. Auch wenn nunmal kein DiscoHouse ertönt ist es doch immer derselbe „Electrohouse“-Kram, der einem ebenso aus dem Halse heraushängt und zudem noch nervtötender wirkt.

Lager zwei: Die Clubbigen
Alles was nur im Entferntesten
mit House zu tun hat, wird gemieden, auch wenn es vormals zum Zeitpunkt des Prä-In-werdens gespielt wurde. Da durfte House funky sein, House durfte groovy sein, House durfte tuckig sein, House durfte 70s sein, House durfte breakig sein, alles war erlaubt. Dann kam der Vorschlaghammer in Form von 80s-Covers, Charts etc. House war von jetzt an schlecht, anrüchig und wurde komplett von den Floors gestrichen. Stattdessen wurde wieder auf alte Hüte gesetzt: Techhouse und elektronisches Pseudo-House-Geplänkel. Wenn es wenigstens gut und funky wäre (zum Beispiel die Whighnomy Brothers…Ok, wieder ein Duo…), aber nein, ein Großteil der House-DJs wechselt zu diesem Techhouse, weil – Richtig – es angesagt ist.

Dabei gibt es doch dermaßen viele gute Scheiben zwischen dem discoiden 70/80s-House und der konventionellen Allroundwaffe TechHouse: Groovende Scheiben, fluffige Klassiker oder eben mal souligen DeepHouse (GoGo Music etc.) oder fetten Funk, was ist mit Olivier Desmet, Olav Basoski, Trentemøller, Bob Sinclair, Sneak… um nur mal ein paar bekanntere Produzenten zu nennen?

Mir scheint es so, als das sich der hiesige House-DJ entweder an den Dance-Charts orientiert  oder in der Rubrik „chartsfrei“ kramt und da auf Krampf jede Scheiße kauft, Hauptsache, sie klingt nicht zu kommerzig und genügt dem Anspruch „underground“ zu sein. Die wahren Perlen werden übersehen und das Wichtigste wird vergessen: Es ist eine Party auf der gespielt wird. Die Leute wollen Tanzen, darum sind sie da.

Bitte, bitte, liebe DJs. Spielt doch mal wieder Musik die Spaß macht und hört endlich auf damit, Euch und anderen irgendetwas zu beweisen. Auf den Plattenteller kommt, was Wumms hat. Nicht mehr und nicht weniger. Solange man spielt was man mag uns seinem Stil treu bleibt, sind auch die Sets gut. Wer sich jedoch dreht, wie die Fahne im Wind, Ist/wird unglaubwürdig, austauschbar und schlicht und einfach langweilig.

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