Archiv Kategorie: Tonträger

The Prodigy „Invaders Must Die“

Dienstag, 2. Dezember 2008 15:40 Uhr
Beitrag in Tonträger von Daniel 252

The Prodigy konnte man schon immer als eigene Musikrichtung beschreiben. Prodigy-Sound eben. Jetzt nach einigen Jahren Abstinez, gibt es wieder ein Album von der Truppe, die regelrecht eine Rave-Hymne nach der anderen schrieb.

«Invaders Must Die» ist der Vorbote (der rund eine Woche auf der Web-Seite der Band kostenfrei zum Download angeboten wurde) und nunja, vom Sound ist nicht mehr so viel geblieben. Knarzende fette und bassige Effekte sucht man vergebens; der Track ist eher eine breakige Acid-Electrohouse-Nummer mit sirrender Synthmelodie, die man auch schon mal irgendwo gehört hat.

Zur Mitte zeigen sie sich doch noch. Strange Vocal und Rock/Punk-Anleihen, Prodigy, aber das währt noch nicht mal eine Minute, Dann wird’s doch schnell wieder zu Schabloneware mit erahnbaren Breaks und Cuts. Da gibt’s Electrohouse-Nummern, die sind besser und das ganze Breaks-Imperium um DangerousDrums hat da locker mehr auf dem Kasten.

Kann man nur hoffen, dass das Album besser wird und «Invaders Must Die» nicht der Vorzeigetrack war, denn sonst sehe ich schwarz für die Rave-Combo.


Mr. Oizo „Lambs Anger“

Montag, 24. November 2008 07:48 Uhr
Beitrag in Tonträger von Daniel 203

Drei Jahre war es albumtechnisch etwas dünne um Mr. Oizo. Ein paar EPs hier, ein Soundtrackalbum (Steak) mit SebastiAn und Sébastien Tellier da. Sonst nichts um Quentin Dupieux, der über Nacht und in den ersten Anfängen von Web 2.0 im Netz den Durchbruch mit „Flat Beat“ feierte, um dann mit dem enorm geilen Electrogeknarze „Analog Worms Attack“ mal eben alle Hype-Liebhaber so richtig zu ficken.

Jetzt also „Lambs Anger“ auf EdBanger (Release am 28.11.). Eine zwiespältige Veröffentlichung. Man braucht Laune, um sie sich komplett anzuhören, denn das Release reißt an den Nervenenden, wie kaum ein anderes. Hier wurden alles eingeschenkt, was die Soundbar so hergab. In einigen der teilweise recht kurzen Tracks geben sich Sampleattacken die Klinke in die Hand, nur um gleich darauf wieder von einem schräg pulsierenden Sound abgelöst zu werden.

Hierbei zeigt sich auch das Können von Dupieux, der von sich behauptet, „…alles was nicht unter drei Stunden produziert wäre, sei Dreck…“

Recht hat er. Totfrickeln gehört in die Versenkung und so macht Mr. Oizo das, worauf er Bock hat. Und er hatte Bock auf einiges. So findet sich seine zweiminütige Retrogeile Filterfrenchhouse-Nummer, die einem saftig den Arsch kickt. Das macht Quentin einfach mal so. Und warum? Weil er es kann.

Und es hat den Anschein, als hat er sich den 90s-Sound verknallt. Ein Großteil der Tracks klingt herrlich retro im Arrangement und Kulisse. Nur der Sound ist nicht mehr so modern und steril, eher fresh. Das zeigt seine Hommage an L.A. Styles „James Brown is Dead“; nur dass hier Bruce Willis derjenige ist, dem der Tod nachgesagt wird.

So finden sich auf dem gesamten mit 17 Tracks fast schon überfüllten Album einige Eckverweise, die durch die einfache Hau-den-Scheiß-raus-Mentalität des Flat-Eric-Vaters, einen Reiz ausüben, den Jüngere kaum verstehen dürften. Ich gehe sogar soweit zu sagen, dass die zwei Altergsruppen (Prä- und Post-90s) „Lambs Anger“ jeweils auf ihre ganz eigen Art verstehen und lieben werden.

Nur zu laut sollte man nicht machen.
Das zieht mit Garantie jeglichen Unmut der unfreiwilligen Mithörer auf sich.

>>> myspace.com/oizo3000


Rundfunk 3000 „Zirtow EP“

Freitag, 21. November 2008 16:56 Uhr
Beitrag in Tonträger von Daniel 285

Ein schniekes Stück Schallplatte schneite soeben durch die momentan etwas trostlose Vinyllandschaft. Rundfunk 3000 präsentiert seine «Zirtow EP» und offenbart damit eine knackig wohlwärmende Jazztechhouse-Scheibe.

Schon «Mein Bodo» auf der B-Seite ist kein herkömmliches Musikwerk, erinnert irgendwie an die filigrane Soundkulissen von Midfield General. Ein Track in der Schwebe zwischen klassischem Deephouse (ohne Singen) und zurückhaltendem Techhouse.

Die A-Seite ist es dann aber, die mit «Loop durch Raum & Zeit» ein knackig und dennoch deepes Techhouse-Monster anbietet, welches nicht nur durch seine coole Sax-Melodie und freejazz-alike Endlos-Piano-Melodik liebgewonnen wird und damit restlos überzeugt.

Der Anfang ist etwas plump und erinnert an die Trackanfänge Beginn der 90er, doch dieses Gefühl wird schnell durch eine schön warmgrummelnde Bassline weggewischt, die wunderbar mit der herrlich unaufgeregten Thema-Melodik harmoniert. Hier merkt man die Liebe am Produzieren und an der Musik; es wird sich nicht mit simplen Hooklines oder schrägen Erkennungsmelodien am Mainstream angebiedert.

Es soll einfach gut klingen, und genau diese Herangehensweise macht aus «Loop durch Raum und Zeit» eine klassische Housenummer, die als grundsolides Fundament seinen Platz in vielen Plattenkoffern – nicht nur zum Warmup – finden sollte. Wennauch es in Amiland alle Nase lang solche Releaeses gibt, ist es mal schön, so etwas endlich mal auch aus deutschen Landen zu hören. Lob. Weitermachen.

>>> acker-records.de


Puppetmastaz „The Takeover“

Donnerstag, 13. November 2008 06:08 Uhr
Beitrag in Tonträger von Daniel 174

Die schrägen Meister sind zurück. Die Berliner nur aus Handpuppen bestehende HipHop-Combo „Puppetmastaz“ ist nicht nur live ein Genuss, sondern beweist auch auf dem neuen Album „The Takeover“ wieder, dass nach vorn gehender HipHop aus Deutschland nicht aggro sein muss und den West- und Eastcoast (wer waren die Harten?) locker mal eben das Wasser reichen kann, wenn nicht gar in die Tasche steckt.

Gab es auf einem Hip-Hop-Album schon mal 26 Tracks? Krust war mal nah dran irgendwann, aber das waren eher Interludes. Bei den Puppetmastaz ist alles Musik und kaum ein Track überschreitet die Drei-Minuten-Grenze. Dafür knallt, wobert und rult jeder einzelne von ihnen. Lobpreisung. Lobpreisung. Mehr kann man dazu nicht sagen. Eben ein HipHop-Wunder, das gereift ist, aber noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Puppen können ja auch gar nicht nicht älter werden.

Ach. Maulwurf Mister Malokes Worte möchte ich Euch nicht vorenthalten:
„Das ist unser Plan: Wir legen uns leblos auf den Boden und warten auf einen Menschen. Dieser wird neugierig, hebt uns auf und fängt an, mit uns zu spielen. Zack – dann hypnotisieren wir ihn! Er wird alles vergessen: Seine Karriere, seine Zukunftspläne und am allermeisten sich selbst. Das ist der Moment, an dem wir die Kontrolle über ihn erlangen können. Das ist der Moment des Takeovers!“

>>> puppetmastaz.com


Chris Liebing „Turbular Bell“

Montag, 10. November 2008 16:05 Uhr
Beitrag in Tonträger von Daniel 211

CLR hat was Neues draußen und ich habe mal schnell reingehört. „Turbular Bells“ von Chris Liebing ist ein Zwei-Tracker und kann getrost in die Kategorie „Tool-Techno“ geordnet werden, denn DJ-freundlich kommt nach und nach eine Spur hinzu, immerhin zwei Minuten, bis das Fleisch auf den Tisch kommt.

Die A-Seite „Turbular Bells“ prungelt so vor sich hin, erreicht dann den Break in dem die Bells auftauchen und geht so unscheinbar, wie er gekommen ist. Die B-Seite“Turbular Chord“ hat dagegen schon ein wenig mehr Mumm in den Knochen, klingt fülliger und hat mit dem Chord auch einen besserern Sound im Gepäck, als die A-Seite. Dazu ein wenig Hall, ab und zu ein Doppel-Snare und fertig ist wieder ein Stück Werkzeug für den Club.

>>> cl-rec.com


Daniel Haaksman „Bossa Do Morro“

Freitag, 7. November 2008 14:49 Uhr
Beitrag in Tonträger von Daniel 173

Diese New-Bossa-Geschichten sind ja wirklich stark im Kommen und passend zum Fünfzigsten Bestehen des Bossa Novas wirft Daniel Haaksman auch gleich eine Compilation auf den Markt. „Bossa Do Morro“ heißt sie und ist eher eine Remix-Sammlung, diverser Bossa-Nova-Stücke.

Trotz einigen Verelektronisierungen in den Remixen bleiben diese trotzdem nahe am Original und verraten nicht den Background, klingen dennoch modern und kleben an der urbanen Schwelle zwischen klasssischem Sound und modernen Lounge-Musiken.

Damit ist die Compilation eher für Fans des Genres oder für zarte Hintergrundbeschallung geeignet, denn trotz ihrer percussiven Energie wirken die zwölf Tracks nie aufdringlich oder nervend.

>>> haaksman.net


Miro Pajic „Triple Trouble“

Donnerstag, 6. November 2008 08:30 Uhr
Beitrag in Tonträger von Daniel 167

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Auf 9Volt-Music erscheint Mitte November wieder mal ein leckeres Stück Minimaltechno. Die Triple Trouble EP von Miro Pajic. 

Der gebürtige Frankfurter ist seit Anfang der 90er dabei und feierte bald darauf sein Debüt 1993 mit der ersten 7″, die er damals noch mit geliehenem Equipment zusammenproduzierte. Hardcore-Freunden dürfte er noch ein Begriff sein, denn hinter über 70 Releases stand er bis Ende der 90er als Produzent.

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2006 ging es nach Berlin und er wurde vom Minimalhouse infiziert. Das und sein Frankfurter Background sollten also eine gesunde Basis für fortgeschrittene Minimalmusik sein. Sie sind es auch. Die B-Seite lassen wir mal getrost links liegen. Pluckerware, die keinem mehr auch nur ein müdes Blinzeln hervorlockt.

Die A-Seite ist es, die zeigt, dass Minimal auch abwechslungsreich sein kann und darf. «The Big Blast». Der Name nimmt es vorweg. Keine runtergetrimmten deepen Sounds, sondern auffällige dominante Effekte, ein treibender in einen dicken Bass gehüllter Rhythmus und der gewissen Flow, machen den von einem langen Break zerissenen Track so interessant und tanzbar.

Imgrunde wieder eine Platte, die sich in den (zugegeben recht schmalen) Stapel der Produktionen einreiht, die Minimal als Tanzmusik begreifen und nicht als eine Art Kunst und Autorenmusik.

>>> 9volt.de


Verlosung: Jonson – „Mindlook“

Samstag, 1. November 2008 02:05 Uhr
Beitrag in Tonträger von Carsten 334

Ein neues Ambient-Album aus dem Hause mikrolux kommt in diesem Monat auf die Ladentische und ich muss vorweg sagen: ich bin begeistert. Jonson legt mit „Mindlook“ sein drittes Album vor und überrascht mit einem tief gehenden, cineastisch anmutenden Sound, den ich bei mikrolux lange nicht so gehört habe.

War ich vom Vorgänger „p_composing“ nicht restlos überzeugt, so knüpft Jonson hier wieder an die große Klasse seines Debuts „Chiplandschaften“ an. War er damals in seinen guten Momenten fast schon Kraftwerk nahe, so ist sein Sound im Jahre 2008 deutlich gewandelt. Weg von elektronischen Beats, weg vom Klicken und Klacken, hin zu Ambient-Drones, Spacenight-Sounds und überraschend ernsthaften, erwachsenen Klängen.

Mindlook ist „veeeery deep“ – überraschend düster und doch nicht aus dem mikrolux-Rahmen fallend. Jonson gelingt eine wunderbare Gradwanderung: er verlässt die bekannten Pfade seines Labels und wagt sich tiefer ins weite unbekannte Land hinein. Vieles ist geheimnisvoll, manches klingt düster im vorüberziehen, aber die Reise bleibt stets spannend.

Jonsons „Mindlook“ hat mich sehr positiv überrascht. Sein drittes Album bewegt sich mit der selben langsamen Geschwindigkeit, mit der Brian Eno auf seinen Ambient-Platten die urbane Infrastruktur durchfuhr, während er dabei Altbekanntes plötzlich anders sah. In diese zeitlose Betrachtung des Seins setzt Jonson dennoch mehr emotionale Farbtupfer als sich in Eno’s minimalen Klangstrukturen fanden – zeitweise sind seine Soundlandschaften düster wie bei Tor Lundvall, teilweise von positiver Klangfarbe unterlegt, aber nie banal und plakativ.

Eine nicht enden wollende, wunderbar tiefgehende CD für den Heimgebrauch an düsteren Herbsttagen und für die einsamen Fahrten durch weiße Winternächte. Für mich das beste Ambient-Album seit langem und definitiv eine Kaufempfehlung.

Zu Gewinnen gibt es das Album 3 Mal. Wer reinhören möchte, der schreibt an carsten [ät] ae-pool.de und setzt „Jonson“ in den Betreff. Easy, oder?!


Verlosung Honeymoon Suite III

Mittwoch, 29. Oktober 2008 20:06 Uhr
Beitrag in Tonträger von Carsten 261

Auf der mittlerweile dritten Compilation der „honeymoon suite“ hat diesmal Marcus Zelonka persönlich eine aktuelle „Best of“ seiner Lieblings-Lounge-Titel zusammengestellt. Bereits die beiden Vorgänger zeichneten sich durch solide Trackauswahl, Eingängigkeit und musikalische Vielfalt aus.

Auch dieses Mal vereint die „honeymoon suite“ bekannte und unbekannte Künstler aus dem Diventa-Universum: Krystian Shek, Lazy Hammock und Marga Sotirovska hat man schon manches Mal gehört, Aqualise oder Darrin Campbell Huss waren mir neu.

Obwohl auch die dritte Veröffentlichung angenehmerweise stilistisch recht breit gefächert ist, sind es doch – wie gewohnt – die harmonischen, unaufdringlichen Sounds, die die CD auszeichnen: nicht unbedingt eine Compilation für Hitsammler à la „Cafe del Mar“, sondern eher die Ergänzung für den Liebhaber. Wenn ich mich recht entsinne, machen die Diventas Einiges an Projekten im Bereich Marketing mit ansprechender musikalischer Umsetzung und so …. und da passt ihre Musik auch wunderbar: soundtechnisch nicht zu vordergründig, aber sympathisch, doch ohne große Ecken und Kanten.

Wer gerne reinhören möchte, der kann die CD bei uns gewinnen. Einfach eine Mail mit Betreff „diventa“ an carsten [ät] ae-pool. de und schon seit ihr dabei, wenn ihr schnell genug wart ;-)


ReComposed by Carl Craig & Moritz von Oswald

Montag, 20. Oktober 2008 11:51 Uhr
Beitrag in Tonträger von Daniel 296

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So ziemlich jeder dürfte ja vor einigen Jahren über die ReComposed-Reihe von erst Matthias Arfmann und dann Jimi Tenor gestolpert sein. Klassische Musik in neuem modernem Soundgewand und Arrangement. Keine neue Idee, aber interessant und mit Jimi Tenors Variationen, die an ambiente Science-Fiction-Soundtracks der 50er-70er erinnerten, dann doch ein guter Durchbruch der Reihe.

Jetzt wird sie weitergeführt und zur dritten Auflage sitzt Carl Craig mit im Boot. Gemeinsam mit Moritz von Oswald werden klassische Stücke von Maurice Ravel und Modest Petrowitsch Mussorgsky auseinandergenommen und neu interpretiert.

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Ehrlich gesagt, kann ich mit diesem jetzt nicht wirklich viel anfangen. Ich kenne die Originale nicht (Kulturbanause) und von der reinen Herangehensweise an elektronische Musik bietet die CD für mich nichts Herausragendes. Die Musik plätschert vor sich hin, bleib unaufgeregt ruhig und vermittelt einem das Gefühl, ein langgezogener ambienter Minimaltechno-Track zu sein. Nach der Mitte werden die Themen zwar öfter gewechselt und in Melodie und Sound kommt ein wenig mehr Schwung (es wird interessant), aber mehr als die Assoziation zu Fahrstuhlmusik will sich mir nicht einstellen.

Auch Klassikfreunde (die sich im Gegensatz zu mir, doch ein wenig mehr mit der Materie Klassik auskennen), winken ab und können dem Ganzen nicht viel abgewinnen; zu elektronisch und zu modern. Hüllen wir darüber also einfach den Mantel des Schweigens.