Popkomm 2004 - Ein kleiner
Streifzug durch die Nacht |
Oje. Da waren
wir.
Zum ersten Mal in Berlin. Keine Ahnung vom Verkehrsnetz und Clublage.
Und einen Mund, den wir zu voll genommen hatten. Von den sechs
Clubs, von denen wir berichten wollten, schafften wir nur die
Hälfte, die Messe haben wir uns gespart (im wahrsten Sinne
des Wortes) aber dennoch einen gesunden Querschnitt vom Berliner
Nachhtleben mitgebracht.
Es begann mit
der Messe an sich. Sollten wir hin, sollten wir nicht? Da es
mit den Pressekarten nur zur Hälfte geklappt hat, einer
alleine durch die Hallen nicht gehen wollte und über 90
Euren für einen Tagespass doch nicht so schnell aus dem
Ärmel geschüttelt waren, wurde dieses Vorhaben schnell
gecancelt. Denn mehr als Business, erwartete einen in den Hallen
sowieso nicht. Hauptaufmerksamkeit erhielt sowieso nur das Nachtleben.
Sonar Kollektiv
Night im Apollo-Saal
Erste Station
der Apollo-Saal in der Berliner Staatsoper. Mit Bangen kreuzten
wir gegen 23.00 Uhr auf und machten uns schon darauf gefasst,
die ersten zu sein. Doch Pustekuchen. Eine fette Traube versammelte
sich am links gelegenen Nebeneingang der Staatsoper, der mit
einer niedlichen Dia-Projektion gekennzeichnet. Endlich drinnen
angekommen, konnten wir uns den Wunderbeutel umhängen.
Der Apollo-Saal,
für diese Veranstaltung extra mit Click-Laminat-Platten
ausgelegt, erstrahlte in schwachem Munkel Licht. Kronleuchter
und Spots fungierten als dezente Beleuchtung, die zwar ständig
smooth wechselte, aber nicht aufdringlich wirkte. Der Saal war
angenehm gefüllt.
An den Decks
kein Geringerer als der Jürgen von Jazzanova. Sein
Set am Anfang noch sehr weich und eher für den Background
bestimmt, steigerte sich in fetteste Beats zwischen House, NuJazz
und Instrumental HipHop, was die Freifläche vor der Bühne
schnell füllte und wabern ließ. Einzigst die Soundauswahl,
war manchmal mit dem schnellen Gehüpfe zwischen den verschiedensten
Stilen etwas zu ruckartig.
Mittlerweile
war ein Vorwärtskommen kaum noch möglich. Dicht gedrängt
wartete man auf den ersten LIVE-Act. Clara Hill in einer
knapp 25minütigen Show im Halbplayback am Mikro konnte uns
jedoch nicht überzeugen. Stimme und Gesang waren zwar ok,
aber irgendwie fehlte der Flow. Da gab es zum Beispiel mit Namusoke (auch Halbplayback zur
PopUp im Distillery) schon bessere Sachen in dieser Richtung.
Zeit, um sich mal in den Gängen umzusehen, die zunehmend
leerer wurden, strömte doch alles, was zwei Beine hatte
in den Saal., der alsbald so voll wurde, dass ein Reinkommen
(selbst für die Folge-Band) unmöglich wurde.
Darum Aufbruch.
Wir verließen die mit Popkomm-Ausstellern gefüllten
Gänge, von denen ein Großteil mit Busy-Miene oder
Weinglas-haltend durch die Gänge wankten, die Musik kaum
würdigten und sich eher nur des Gesehenwerdens wegen blicken
ließen und machten uns auf die Suche nach dem nächsten
Club.
Taucher
Nach einem langen
Fußmarsch erreichten wir den in einer Seitenstraße
gelegene "Taucher", der mit sehr bekannten Problemen
zu kämpfen hatte. Draußen tummelten sich die Jugend
und löcherte jeden, der herauskam mit der Frage, ob es denn
drinnen voll sei und ob es sich lohne reinzugehen.
Zehn Meter ging
es über eine schmale Wendeltreppe in einer vielleicht frei
Meter breiten Röhre in die Tiefe. Schön verwinkelt
und mit zwei Floors wurde man angenehm überrascht.
Gefüllt
war es tatsächlich nicht richtig, aber das änderte
sich von Minute zu Minute. Linkerhand ertönten Reggae- und
Dancehall-Rhythmen. Ohne die Hitkeule wurde aus einer immensen
Plattenauswahl, knackige und sehr bassreiche Musik geboten. Die
Projektionen taten ihr Übriges, um sich wohlzufühlen.
Im Nebenraum tönte dann der HipHop, der aber sehr beflissen
ohne Chart und Kommerzeinfluss auskam. Sehr drückend und
groovy.
Sternradio
Doch weiter.
Das Sternradio wartete und auch das versteckte sich unscheinbar
neben einem Möbelgeschäft. Nach Passieren des netten
Einlasses (die Türsteher im Übrigen in ganz Berlin
sehr freundlich und zuvorkommend) enterten wir den im 8-Look
angeordneten Raum. Gleich direkt beim Eingang mittig die Bar,
die man links oder rechts umqueren konnte. Gleiches Schema, bei
der Tanzflächen Abtrennung.
Das Interieur
war ohne überflüssigen Schnickschnack stilvoll gehalten
und präsentierte sich artig mit roten Leuchten, einer schnieken
Bar und dunkler Atmosphäre. Auch die gemütliche Nebenbar
hatte ihre Fans.
Aber zur Musik.
Sascha Funke an den Decks und sein Handwerk verstand er. Knackiger
Techno & Electro am Rand der minimalen Schiene, mit vielen
Klassikern und reinem Mixing überzeugte er die Gäste
und sorgte für eine rappelvolle Tanzfläche. Das die
Lichttechnik ausgefallen war und die Meute im Dunkeln stand,
störte die Tanzenden nicht im geringsten. Spricht für
das tanzfreudige Publikum und für die Künste des DJs.
Lob.
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