Angst, Panik, Verfolgungswahn
Plattenfirmen sind schon ein lustiges Trüppchen. Die ganzen Jahre wurde man mit Promos zugeschmissen. Vinyl hier, CDs da. Krise? Quatsch. Trotzdem war die Angst schon da, vor «Raubkopien». Ich kann mich noch an das eine Daft Punk Album entsinnen, welches Journalisten nur in einem abgeschlossenen Raum anhören durften. Aller technischen Geräte entledigt und nur ein einziges Mal.
Mittlerweile hat sich jedoch das Promo-Verteilen übers Netz fast etabliert. Online also. Gerade kleinere Labels profitieren davon, da dies die Kosten praktisch auf Null hält, wenn man mal die investierte Zeit außen vor lässt. Man hat als Musikrezensent zwar keine hübschen Cover mehr, nix zum Verlosen und der physische Tonträger als Lohn für die Rezension entfällt auch, aber in heutigen Zeiten hört man sowieso alles digital und da passt ein MP3-File ganz gut.
Da machen wir mit, dachten sich die größeren Plattenfirmen und bemustern nun auch fleißig. Allerdings anders, als man es sich denken mag, denn jeder Musikredakteur wird per sé als Krimineller abgestempelt.
Nach einer unendlichen Anmeldeprozedur, bei der neben gefühlten Angaben wie Schwanzlänge, oder Pobackenspreizwinkel so ziemlich alles abgefragt wird, was laut Datenschutz noch gerade irgendwie rechtlich abgedeckt ist, darf man das kostbare Gut downloaden. Natürlich mit dickem Wasserzeichen versehen und einem seitenlangen Disclaimer und Nutzungsbedingungen in Großbuchstaben. Man fühlt sich sofort, wie ein Verbrecher. Hallo? Ich will die Musik doch nur anhören.
Die kleineren Labels sind dagegen diejenigen, die es kapiert haben und recht großzügig sind. Die allgemeine Denkweise: Das Liedgut landet so oder so in Tauschbörsen, Restriktionen hin oder her, und ist vielleicht sogar gleich eine gute Werbung. Also warum die einzigen quälen, die als Multiplikator den Labelsound auf Web-Seiten, in Magazinen, Radioshows oder als DJ auf Partys mit ein wenig PR versorgen?
Mp3s bekommt man zum Vorhören. Wenn es gefällt, auch zum Download. Ohne Wasserzeichen. Und auf Nachfrage sogar die original Masterfiles als WAV, wenn eine Datei defekt sein sollte. Und hat es was geschadet? Nein, im Gegenteil. Besagte Veröffentlichung war mehrere Wochen auf Platz 1 in den Downloadcharts in fast jedem MP3-Shop. Europaweit.
Dave schrieb:
Den Anschluss verpenn, jammern das die Verkäufe schwächeln, Mp3s verteufeln und dann doch alles falsch machen. Die Zeit der großen Labels is vorbei. Musik ist Kulturgut und kein Business.
Sonntag, 19. Juli 2009 | 13:10