Popkomm 2004 – Ein kleiner Streifzug durch die Nacht

Freitag, 1. Oktober 2004 00:00 Uhr
Beitrag in Partyreview von Daniel 25

Oje. Da waren wir. Zum ersten Mal in Berlin. Keine Ahnung vom Verkehrsnetz und Clublage. Und einen Mund, den wir zu voll genommen hatten. Von den sechs Clubs, von denen wir berichten wollten, schafften wir nur die Hälfte, die Messe haben wir uns gespart (im wahrsten Sinne des Wortes) aber dennoch einen gesunden Querschnitt vom Berliner Nachhtleben mitgebracht.
Es begann mit der Messe an sich. Sollten wir hin, sollten wir nicht? Da es mit den Pressekarten nur zur Hälfte geklappt hat, einer alleine durch die Hallen nicht gehen wollte und über 90 Euren für einen Tagespass doch nicht so schnell aus dem Ärmel geschüttelt waren, wurde dieses Vorhaben schnell gecancelt. Denn mehr als Business, erwartete einen in den Hallen sowieso nicht. Hauptaufmerksamkeit erhielt sowieso nur das Nachtleben.

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Sonar Kollektiv Night im Apollo-Saal

Erste Station der Apollo-Saal in der Berliner Staatsoper. Mit Bangen kreuzten wir gegen 23.00 Uhr auf und machten uns schon darauf gefasst, die ersten zu sein. Doch Pustekuchen. Eine fette Traube versammelte sich am links gelegenen Nebeneingang der Staatsoper, der mit einer niedlichen Dia-Projektion gekennzeichnet. Endlich drinnen angekommen, konnten wir uns den Wunderbeutel umhängen.

Der Apollo-Saal, für diese Veranstaltung extra mit Click-Laminat-Platten ausgelegt, erstrahlte in schwachem Munkel Licht. Kronleuchter und Spots fungierten als dezente Beleuchtung, die zwar ständig smooth wechselte, aber nicht aufdringlich wirkte. Der Saal war angenehm gefüllt.

An den Decks kein Geringerer als der Jürgen von Jazzanova. Sein Set am Anfang noch sehr weich und eher für den Background bestimmt, steigerte sich in fetteste Beats zwischen House, NuJazz und Instrumental HipHop, was die Freifläche vor der Bühne schnell füllte und wabern ließ. Einzigst die Soundauswahl, war manchmal mit dem schnellen Gehüpfe zwischen den verschiedensten Stilen etwas zu ruckartig.

Mittlerweile war ein Vorwärtskommen kaum noch möglich. Dicht gedrängt wartete man auf den ersten LIVE-Act. Clara Hill in einer knapp 25minütigen Show im Halbplayback am Mikro konnte uns jedoch nicht überzeugen. Stimme und Gesang waren zwar ok, aber irgendwie fehlte der Flow. Da gab es zum Beispiel mit Namusoke (auch Halbplayback zur PopUp im Distillery) schon bessere Sachen in dieser Richtung. Zeit, um sich mal in den Gängen umzusehen, die zunehmend leerer wurden, strömte doch alles, was zwei Beine hatte in den Saal., der alsbald so voll wurde, dass ein Reinkommen (selbst für die Folge-Band) unmöglich wurde.

Darum Aufbruch. Wir verließen die mit Popkomm-Ausstellern gefüllten Gänge, von denen ein Großteil mit Busy-Miene oder Weinglas-haltend durch die Gänge wankten, die Musik kaum würdigten und sich eher nur des Gesehenwerdens wegen blicken ließen und machten uns auf die Suche nach dem nächsten Club.

Taucher

Nach einem langen Fußmarsch erreichten wir den in einer Seitenstraße gelegene „Taucher“, der mit sehr bekannten Problemen zu kämpfen hatte. Draußen tummelten sich die Jugend und löcherte jeden, der herauskam mit der Frage, ob es denn drinnen voll sei und ob es sich lohne reinzugehen.

Zehn Meter ging es über eine schmale Wendeltreppe in einer vielleicht frei Meter breiten Röhre in die Tiefe. Schön verwinkelt und mit zwei Floors wurde man angenehm überrascht.

Gefüllt war es tatsächlich nicht richtig, aber das änderte sich von Minute zu Minute. Linkerhand ertönten Reggae- und Dancehall-Rhythmen. Ohne die Hitkeule wurde aus einer immensen Plattenauswahl, knackige und sehr bassreiche Musik geboten. Die Projektionen taten ihr Übriges, um sich wohlzufühlen. Im Nebenraum tönte dann der HipHop, der aber sehr beflissen ohne Chart und Kommerzeinfluss auskam. Sehr drückend und groovy.

Sternradio

Doch weiter. Das Sternradio wartete und auch das versteckte sich unscheinbar neben einem Möbelgeschäft. Nach Passieren des netten Einlasses (die Türsteher im Übrigen in ganz Berlin sehr freundlich und zuvorkommend) enterten wir den im 8-Look angeordneten Raum. Gleich direkt beim Eingang mittig die Bar, die man links oder rechts umqueren konnte. Gleiches Schema, bei der Tanzflächen Abtrennung.

Das Interieur war ohne überflüssigen Schnickschnack stilvoll gehalten und präsentierte sich artig mit roten Leuchten, einer schnieken Bar und dunkler Atmosphäre. Auch die gemütliche Nebenbar hatte ihre Fans.

Aber zur Musik. Sascha Funke an den Decks und sein Handwerk verstand er. Knackiger Techno & Electro am Rand der minimalen Schiene, mit vielen Klassikern und reinem Mixing überzeugte er die Gäste und sorgte für eine rappelvolle Tanzfläche. Das die Lichttechnik ausgefallen war und die Meute im Dunkeln stand, störte die Tanzenden nicht im geringsten. Spricht für das tanzfreudige Publikum und für die Künste des DJs. Lob.

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