Ihr wart das
letzte Jahr fast jedes Wochenende auf Tour. Wie schafft man es,
da noch ein Album nebenher zu produzieren?
Wir haben tatsächlich
das letzte Jahr so ziemlich durchgearbeitet.
Scheibenreiter ist im März dann auch noch Papa geworden
und ich habe zusammen mit Carhartt das Label "Combination
Records" zur Welt gebracht.
Nach meiner Entscheidung mein Architektur-Studium der Musik zu
opfern, waren einfach die Power und die Bereitschaft dazu da.
"Second
Sight" ist sehr stilübergreifend. Zwar breakbeat-treu
aber diese wieder verstreut in viele Richtungen des Drum'n'Bass
von Downbeat übe ruhige, nennen wir sie mal jazzige Tracks
bis hin zu floorfüllenden Krachern. Purer Zufall oder Stand
ein Konzept dahinter?
Wer das Phoneheads-Soundsystem
mal im Club erlebt hat, dem wird aufgefallen sein, dass es zwar
hauptsächlich um D'n'B geht, aber wir uns dadurch von anderen
Acts unterscheiden, dass wir unsere Sets sehr gezielt zu einem
bestimmten Punkt führen, an dem die MC's einsetzen und wir
erst richtig loslegen.
Dieses Konzept haben wir im wesentlichen auch mit "Second
Sight"
verfolgt. Wir mögen Breakbeats und wollen nicht unter zehn
verschiedenen Projektnamen arbeiten, sondern mit Phonehads unsere
gesamte Bandbreite darlegen.
Wie kam es
zu der Zusammenarbeit mit dem Basswerkler DJ und Produzenten
Green Man? Habt Ihr dem schon länger ins Auge gefasst oder
kam die Idee plötzlich?
Greenman gehört
schon seit drei Jahren zu unserem engeren musikalischen Umfeld.
Wir mögen und featuren seinen Sound schon immer und die
Zusammenarbeit war längst überfällig, genau wie
mit den MC's Ronin und Glacius.
Wie sind so
die Connections zu anderen Drum'n'Bass Labels. Gibt es auch Kontakte
in England?
Wir haben uns
immer mehr um die Entwicklung unseres eigenen Sounds gekümmert,
als um mögliche England-Kontakte. Wir verstehen uns gut
mit den Ez Rollers, Second Scin oder DJ's wie Storm oder Doc
Scott.
Es kann sein , dass es hier und da zu Zusammenarbeiten kommen
wird, uns war es allerdings z.B. mit unserem Clubabend "wednesdaybreaks"
im Düsseldorfer »Unique Club« schon immer wichtiger
das Netzwerk in Deutschland aufzubauen und zu featuren.
Seht Ihr englische
Drum'n'Bass-Produktionen eher als Konkurrenz oder Erweiterung
des eigenen Horizonts, oder ganz anders?
Viele Kritiker
reden vom "Phoneheads Sound" was natürlich ein
großes
Kompliment ist und uns den Englandvergleich in der Regel erspart.
Natürlich werden wir von englischer Musik beeinflußt,
aber sie deshalb als Konkurenz anzusehen ist natürlich nicht
richtig.
Themawechsel.
Was war der Beweggrund umzuziehen?
Wir haben hier
in unseren neuen Räumen erstens trockene Wände und
zweitens TAGESLICHT!!! Außerdem wurde es im Atatak-Studio
einfach zu klein.
Wir können jetzt dadurch, dass ich mein Labelbüro im
selben Haus habe, welches direkt an die Grafik-Schmiede "Nui
graffngraph" eine reibungslosere Produktion von Phoneheads
und den neuen Labelacts garantieren.
Was habt Ihr
eigentlich so in eurem Studio stehen? Mehr Sampler oder mehr
Klangerzeuger? Wer von Euch beiden macht was an Euren Tracks?
Wir haben zwei
Emu Sampler. einen Emax2 und einen Emu 6400. Ansonsten steht
ein gutes Pult, einige Klangerzeuger und diverse Effekte herum.
Unser Studio wird immer noch von einem Atari mit Creator als
Sequenzer dirigiert und ist relativ puristisch, aber in seinem
Aufbau sehr funktional. Michael ist im Studio der "Chef
im Ring". Meine Funktion ist es, die Samples zu suchen,
am Arrangement mitzufeilen und die administrative Arbeit für
Phoneheads und das Label zu leisten.
Apropos Label:
wie weit seid Ihr eigentlich mit Combination Rec.? Ist es eher
ein Label für Eigenproduktionen oder sollen dort auch neue
Künstler mit neuen Sounds gefeaturet werden?
Unsere ersten
Projekte werden "Fellmann & Louise" aus Hamburg,
"Antonelli & Scheibenreiter" und vieleicht "Miguel
Ayala & Dirk Diggler" aus Frankfurt sein.
Es geht also zunächst darum, anderen Leuten eine Plattform
zu bieten, die sich mit einer Drum'n'Bass-Soundästhetik
auseinandersetzen ohne sich an das Metrum zu binden.
Das erste Release wird im Januar als 12" Maxi auf den Markt
kommen...
Art Effective
bedankt sich für das Interview und wünscht alles Gute
für die Zukunft.
Shortcutz:
Seit wann
gibt es die Phoneheads?
Die Phoneheads
gibt es seit fast 4 Jahren, also fast genauso lange wie meinen
Clubabend »Wednesdaybreaks«, wo wir uns übrigens
auch kennengelernt haben! Ich (Phillip - Anm. d. Red.) bin zwar
der bekanntere und mehr gebuchte DJ von uns beiden, Michael legt
aber auch auf und übernimmt meistens den Aufbau des Abends
mit deepen Breakbeats und steigert das Tempo langsam bis ich
mit dem MC übernehme. Ich habe
vor acht Jahren angefangen aufzulegen und das war eher ein zufall.
Welche 3 Platten
drehen sich momentan am meisten auf Euren Plattentellern
und in Eurem Kopf?
death of distance
- Phoneheads - infracom
dog fight - Miguel Ayala - dubplate
und jetzt gerade hier im büro:
step in the arena - Gang Starr
Welche Musik
hört Ihr so privat?
Ich mag sehr
viel von minimal Techno bis Jazz oder Hip Hop.
Im Moment hör ich gerne die Torch IP, aber das ändert
sich täglich.
Eure Wünsche
für die Zukunft?
Wir hoffen, dass
alles einfach weiter so läuft wie bisher. und bis jetzt
lief
es echt ziemlich gut :-)
Natürlich werde ich mich nach dem Phoneheads-Album erst
mal 100% um
Combination Rec. kümmern...
Wo seht Ihr
Euch in 10 Jahren?
Ich habe die
letzten 15 Jahre Musik gemacht und habe nicht vor, das zu
ändern. Bei Michael sieht es ähnlich aus. Ich glaube
sogar, dass wir in 10
Jahren immer noch zusammen arbeiten.
Wenn Ihr Euch
einfrieren lassen könntet, wann würdet Ihr Euch wieder
auftauen lassen?
Nicht ganz einfach...
ich glaube ich fühle mich in der Gegenwart ganz wohl
und würde mich nicht einfrieren lassen, obwohl Futurama
natürlich Lust
darauf macht...
Eurer größter
Fehler?
Mein größter
Fehler ist vermutlich meine Launigkeit.
Michael ist meiner Meinung nach ziemlich vergesslich...
(Die Fragen wurden von Phillip Maiburg beantwortet)
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