Man hatte eine
elektronische Invasion erwartet. Zumindest nach der Anzahl der
ausgehängten Plakate in der Region, konnte man auf eine
Vielzahl von Gästen hoffen. Im letzten Jahr auf dem Großenhainer
Flugplatz ging es 2004 mit der Electric Airfield Idee auf den
Flugplatz Litten bei Bautzen.
Samstagnacht
war es, was das Wetter anging, friedlich und eine Menge an Leuten
trieb es schon ziemlich zeitig gen Flugplatz. Relativ kurze Wartezeiten
und gute sowie schnelle Organisation im Car-Entry-Bereich wurden
durch ziemlich grobe Parkeinweiser wieder ausgeglichen, was zumeist
einen kleinen Flugplatzmarsch zum Eingangsbereich bedeutete,
falls man sehr weit vom zuständigen Parkpersonal eingewiesen
wurde. Der erste Anblick der Fete erfüllte das Musikherz
mit Neugier, der Überblick war jedoch sehr schnell wiedergefunden.
Auch die Versorgungsstationen waren nicht zu sehr überlaufen
und hatten genügend Kapazitäten, sprich es ging fix.
Auch sehr schön
und selten bei Open Airs so anzutreffen (eigentlich nur in unserer
Gegend) eine Chillzone mit gemütlicher Musik und Sitzmöglichkeiten
mit zusätzlich einer kleinen Bar. Die Headliner der Nacht,
wie es schon die unzähligen Plakate im Vorfeld priesen,
waren ohne großes Überlegen Namen wie: Westbam, Northern
Lite, Zombi Nation, Autotune und Kid Alex.
Zu Beginn ging
es jedoch erst einmal mit lokaler Besetzung los. Phase B.
überzeugte im Indoorfloor mit lustigen, schnell elektrischen
Feierbeats und gutem Mixing. Genial war Rec de Weirl zur
späteren Stunde; mit seinen wechselnden Rhythmen sorgte
er für Euphorie im Hangar - schick.
Ja, und auch
die Großen wussten die Massen zu magnetisieren. Zombie
Nation mit klasse BigBeat/Electro/Breaks Konstrukten überforderten
teilweise die Anlage mit ihren einschlägigen Bässen,
was aber ob der guten Musikqualität niemanden störte.
Nur die Crowd
war eher mit anderen Sachen (Posen und Fotografieren) beschäftigt.
Die Bautzen-House-Posse at is best: "Sehen und gesehn werden".
Wie viel Photohandies und Kamaras auf der Electric Airfield 2004
anwesend waren, vermag man kaum zu schätzen; es waren sicherlich
einige Tausende, die mit genügend Material befriedigt wurden:
"Kannst du uns/mich oder die/den/das da mal fotografieren???".
Schade wenn darauf mehr geachtet wir, als auf die Musik.
Es folgten Northern
Lite: die E-Gitarre ertönte. Zeitüberzug hin oder
her, noch vor der Sperrstunde wurde begonnen zu spielen. Geniale
Sounds verwöhnten die, die nur Zuhören und von Möchtegern
- Papparazzies in Ruhe gelassen werden wollten, und bewegten
die, die sich im Getümmel in ihren Trachten und Kostümchen
räkelten und geknipst werden wollten.
Es liegt wohl
in der Natur, dass sich alles, was mal für einen persönlich
schön war, ändert. So wie die Trillerpfeifen und Blümchen
aus undefinierbaren Gründen die Loveparade eroberten, hält
der Siegeszug der Foto/Pose/Geltungsbedurft - Parties in Bautzen
weiter an. Leute, wieso kommt ihr nicht mehr wegen der Musik
und des gemeinsamen
Feierns?
Die Electric
Airfield war rein musikalisch gesehen ein Erfolg. Auch die Geländegestaltung
verdient Respekt. Kritik verdient der Veranstalter eher deswegen,
dass die Wahl auf die Electric Airfield auf Bautzen gefallen
ist. Niemand kann etwas für seine Gäste, aber in Bautzen
ist halt die seltene Gattung der Feierschweine so gut wie ausgestorben.
Leute die noch vor nicht allzu langer Zeit die Tanzflächen
mit ner fetten Grinse und nem geilen Step gerockt haben, grasen
jetzt fernab oder fernunter andere Klangweiden ab. Gekommen sind
jene, die sich mit dem, was übrig geblieben ist, zufrieden
geben. Frontenverschiebung nennt man so was oder doch eher "natürliche
Auslese"?
Kleiner Trost
zum Schluss: Zumindest konnten heute auch mal die ganz Kleinen
ganz GROSS sein (letztes Foto).
words & pix:
clemens
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Kommentare:
Marsl schrieb:
poser
hin oder her... das hier so viel schönlinge rum springen,
damit muß man sich nu ma abfinden, aber lags viell nicht
daran, das die music nich "housig" genug war... weil
drin bei den disco dice ging die post ab... wenn man die partys
heut mit den partys vor 3 jahren vergleicht, dann ist heut das
auf den techno-floor los, was früher aufm house-floor los
war und umgekehrt.. meiner meinung nach war die musik ja nich
schlecht, aber die leute ham einfach was anderes erwartet und
ham nur die großen namen gesehen, das war das ganze problem..
ansonsten fand ichs eigentlich ni schlecht... müßt
nur öfters so was in der ordnung geben, dann wärs au
besser gewesen... woanders in berlin oder so wärs viell
mit dem lineup die beste party des jahres geworden, wer weiß..
in diesem sinne... greez
Henrik
schrieb:
wenn
ich das so lese, hab ich alles richtig gemacht, daß ich
an dem abend zu hause geblieben bin, weil ich sowas schon vermutet
habe.
nichts desto trotz ein gutes review, spiegelt es meiner meinung
nach genau die probleme wieder. es macht trotz noch so guter
musik keinen spaß, auf einer party abgehen zu wollen, auf
der die floors zu 2/3 (wenn es reicht) von stehenden leuten belagert
werden, die ab und mal ein "juhu" ablassen und den
arm und zeigefinger richtung decke strecken. früher war
die die exoten, die auf den partys nicht richtig abgegangen sind.
jetzt ist es fast umgekehrt.
Soni schrieb:
ich
fand das line up sicher recht ordentlich aufgereiht! aber rein
musikalisch gab mir das alles nahezu nix, eben eine auflistung
von hypesachen. richtig geile musik die tickt und klickt wird
offensichtlich gar nicht mehr geboten. allerdings fand ich die
anwesenheit der aufgepumpten retortenkumpels bei weitem nicht
so dominant, wie anderswo, vielmehr war die lokalität echt
ein unfall, da ist sicher manche kolchose innovativer. wie auch
immer, eine experimentelle auswahl an acts und eine fette location
würden der szene sicher mehr dienen.
Partyrentner
schrieb:
Also
mal allgemein gesprochen letztes Jahr war es definitiv besser,
weil erstens die Location geiler, die DJs besser ausgesucht und
die Security netter war wie auch immer, es waren genauso irgendwelche
Poser da - was soll,s. Wem es stört, der soll daheim bleiben.
Denn macht es nicht erst den "wahren" Partygänger
aus, dass er sich von "solchen" Leuten nicht stören
lässt?! Ihr sollt euch von der Musik treiben lassen, was
man definitiv konnte und nicht auf Personen am Rand achten. Ich
finde aber die genannten Vorschläge zur Verbesserung der
Partykultur lustig. Die Idee von KE, eine bessere Türpolitik
zu fahren klingt ja ganz nett, aber mal ehrlich. Die Konsequenzen
sind nicht durchdacht. Wenn eine bestimmte Party "HIP"
ist, kann ein Veranstalter mal locker 20 Euro für ein bescheidenes
line-up verlangen - egal, es ist ja hip da zu sein. Und dann
würdest du nur Poser dahaben. Wer soll es sich denn sonst
leisten können. Als Beispiel kann man das P1 in München
nennen. Wer es kleiner mag, kann sich auch das Pacha in DD angucken.
Aber wer da ist - ist hip. Der umgekehrte Fall, mit dem Versuch
die Musik wieder experimenteller werden zu lassen und mit einem
gezielten line-up nur Partygänger auf eine Veranstaltung
zu locken, ist zwar eine löbliche Idee und die Stimmung
würde kochen, aber wer soll das bezahlen?! Der "wahre"
Partygänger, der sich seine Getränke mitbringt und
dann noch für wenig Eintritt feiern will, wird's sicher
nicht finanzieren. Aufwand und Nutzen steht in keiner Relation
und ein Veranstalter könnte wahrscheinlich solch eine Party
nur einmal machen, weil er danach pleite ist. Und mal ehrlich,
wer würde denn nichts mit so einer Veranstaltung verdienen
wollen, wenn er sich schon die Mühe der Organisation macht?!
Angebot und Nachfrage regeln den Markt also wer kann es ändern?
Bautzener können feiern, man muss sie nur lassen und Aggressionen
zwischen "wahren" Partygänger und "Poser"
gar nicht erst aufkommen lassen, denn die Kultur wird keiner
mit meckern aufhalten. Also macht mit, macht's nach, macht's
besser.
D3an schrieb:
resümee:
einfach nicht mehr auf solch poser"partys" gehen...
hat nämlich nix mehr mit party zutun!!! und wenn alle fein
mitmachen stehen die poser bald allein da und keiner regt sich
mehr auf...
System
34 schrieb:
Mann
mann leute ich bin echt entäuscht. Die bautzner und Feiern
? Nein nur rumstehen schaun und sich Präsentieren.(siehe
orange-Disco!!!) wie soll dat bloß weitergehen.
Daniel
schrieb:
Liegt
es nicht auch zum grossen Teil an den Veranstaltern, die immer
nur die gleichen DJ's buchen, die immer nur die gleichen Platten
spielen? Wie Kritiker u die anderen schon schrieben, wird sich
das so schnell nicht ändern, weil heute damit am besten
u einfachsten Geld zu verdienen ist! Hier werden 10 Eur für
eine Party mit 5 DJ's verlangt. Wo sind da die Relationen? Seid
Monaten schon bekommt man hier nur noch Neopop zu hören
(mit einigen Ausnahmen natürlich). Da das gemeine Discovolk
dann sämtliche gecoverten 80er-Jahre-Platten kennt, kann
es mitsingen u kommt zur nächsten Party wieder. Wieso sollte
man das als Veranstalter nicht ausnutzen?
KE schrieb:
Was
soll man dazu sagen? Das immer wieder gedachte und nur selten
ausgesprochene wurde hier endlich mal niedergeschrieben! Absolute
Hochachtung!Als mahnendes Beispiel bleibt mir nur folgende Geschichte
zu erzählen:Wer erinnert sich noch an den vor 2-3 Jahren
geschlossenen Club auf Strasse E in DD? Ich glaube er hies KILOWATT!
Die ersten 3-4 Parties waren nicht nur auf Grund der geilen Location
der absolute Hammer.Durch strengste Türsteher-Politik wurde
fein "ausgesiebt"!Der Laden war brechend voll und tobte.
Aus mir nicht definierbaren Gründen und vollkommen "aus
der Kalten" kommend wurde diese nach 4 Parties abgeschafft
und man fand sich unter Anzugträgern (nix gegen diese Leute,aber
auf Partie?)und FUN-Piloten wieder! Das leidvolle Ende der Geschichte
war die Schließung nach nur einem halben Jahr! Die Moral/Das
Ergebniss/Die Lösung: Gute Türsteherpolitik=Bessere
Leute=Bessere Stimmung!=Eine Crowd unter sich=Keine Fotoshootings!
Auf Grund der wiedereinführung der Türsteherpolitik
wird der Laden erst interessant und damit etwas besonderes, weil
man plötzlich wieder "HIP" ist, wenn man drin
ist!
Bautzen sollte sich gesundschrumpfen und zu seinen Anfängen
zurückfinden, denn die warten Spitze in Sachsen! Lasst es
euch gutgehen und lasst eure Apparate zu Hause! Beste Grüße,KE
Mathias
schrieb:
fette
fette party gute nissje und korrektes peep langer acid net so
am start neschte mol ´brauch ich meeeehr für fette
fette party
Culture
Flash schrieb:
Also
erstmal Respekt für das Review! Wurde zwar ziemlich viel
zu den ganzen Posen usw. geschrieben! Aber muß ich zustimmen,
das mußte einfach mal raus! Aber man solte gar nicht so
große beachtung auf solche leute legen, los werden kann
man die eh nicht, von daher solte man die doch einfach ihren
rumposen überlassen und einfach weiter Party machen!
Aber die Party muß ich sagen war total genial! Sämtliche
Acts bis zum schluß haben sehr gute Arbeit geleistet!!
Sowas sieht oder hört man leider selten!!
Auch wenn die Location letztes jahr geiler war, freue ich mich
schon auf 2005
??? schrieb:
einfach
nur geil!
Rec schrieb:
zwei
Vorschläge, wie man diesen Missstand beseitigt:
1. Handys und Kameras müssen draußen bleiben
2. Mehr experimentelle oder harte Musik
... und schon bleiben nur die Feier-Leutz übrig. Allerdings
wollen die Veranstalter dies meist nicht, weil sehr viel weniger
Leute kommen :(
HouzeTier
schrieb:
schönes
review clemi! mir isses bei der party wohl nich so stark aufgefallen
wie sonst, da ich zu 98% draußen vor der bühne abgetanzt
(!) hab, aber im großen und ganz hast du recht. draußen
konnten nich so viele posen, weils dafür zu kalt war. deswegen
bin ich auch nicht rein gegangen.
word@raver: genau so muss es sein, jeder is seine eigene party,
und ich hab gefeiert bis kurz vor 10uhr die musik aus ging, und
es war GEIL! poser in der ecke stehenlassen und dulden, schließlich
finanzieren sich solche projekte auch durch sie. sie sind, leider,
könnte man sagen, nunmal ein teil der party geworden und
werden so schnell auch nicht wieder verschwinden. und früher
war eben früher und ist nicht heute. manchmal schade aber
nicht zu ändern. ich werde weiterhin ganze nächte durchsteppen,
auch wenn sich neben mir wieder 2 15-jährige discogirlis
fotografieren lassen :).
Julius
schrieb:
Sehr
lesenswertes review!!!
Kritiker
schrieb:
Man
braucht sich doch aber nicht zu wundern, es ist das selbe ob
ich in einen Club gehe oder in eine Disco die selben DJ's die
auflegen. Vom Style aussehen und der Musik ...
ist doch klar wenn man nur Hits spielt das niemand mehr feiert...
ich gehe zur Party und höre das erste mal Babys on Fire
dann um 1 um 2 um 3 gefolgt von My Pain ... fehlt nur noch eine
Ansage. "und nun liebe Gäste anschnallen jetzt spielen
wir mal ne Polka" obwohl das ja mal was anderes wäre
:-) Prinzipiell fehlt die Abwechslung die die Leute gar nicht
wollen ... Danke
Raver schrieb:
alles
nur ne frage der einstellung, wenn man hingeht um abzuraven,
da stören einen auch die hobby knipser und poser nicht lol
ich war da und hatte spaß!
NWR schrieb:
...
endlich mal einer, der die ganze Problematik auf den Punkt bringt.
Respekt. Wobei der momentane Trend des "Sehen und gesehen
werden" leider überall anzutreffen ist, vor allem aber
in Dresden. Man braucht sich doch nur mal das Port01 Heft, die
Website von Dresden Nightlife, Port01 sowie Virtual Nights anschauen
... immer die gleichen Gesichter, Posen etc. ... mehr möchte
ich dazu nicht sagen/schreiben. Da es einen die Tränen in
die Augen treibt, wenn man sieht was aus unser einst so schönen
Partylandschaft geworden ist.
Clemens
schrieb:
naja
... ich weiß, dass das musikalische in diesem Review wirklich
ein bißchen zu kurz gekommen ist. Muss auch zugeben, dass
ich schon vor der Sperrstunde wegbin, weil ich mir das Ganze
nicht mehr geben konnte.
Es kann doch einfach nicht sein, dass die entwicklung wirklich
dahingehend geht, dass man erst um 8:00 kommen brauch, weil da
die Leute die Feiern wolln übriggeblieben sind ... und alle
Poser in ihren Bettchen liegen!Musikalisch war es doch wirklich
ne feine Sache, die da geboten wurde. Auch Northern Lite hat
mit den eher unbekannteren Tracks angefangen supportet zwar von
den Krachern - aber auch mal schön anzuhören. Rec de
Weirl so und so - frischer Wind in unsere Region ... Hab halt
so viel zu diesem Thema geschrieben, weil es mich am WE wirklich
geflasht hat was dieses angeht ... und das hab ich dann halt
als Mainmessage für dieses Review genommen ... sorry ...
aber das musste raus.
Peace, Clemens
D. schrieb:
Dein
Review wiederspiegelt doch das, worum es heute geht, er handelt
genauso wenig vom Eigentlichen, nämlich von der Musik, vielmehr
von den posenden Partypeoples. Einmal aufregen und anprangern
hätte auch gereicht. Es ist klar dass die Tendenz dahingehend
immer größer wird, aber aufregen wird da nich helfen.
Denn diese Leute lesen den Review eh nich, die kucken sich höchstens
die Fotos im Netz an. Bekehren wird man die nich, also hätteste
wenigstens den Feierleuten, die was von der Mucke und der Materie
verstehen, ein ordentlichen Review über die musikalische
unterhaltung des Abends geben könn.
Jens schrieb:
klasse
review - die festgefahrene situation bautzens mal richtig auf
den punkt gebracht! man sollte meinen: feiern will gelernt sein!
respect!
Sonne schrieb:
Schönes
Review Clemi! Ab 5 Uhr war es doch wie früher (=o'
Micha schrieb:
Hey
Clemens, so ein gutes und ehrliches Review habe ich selten gelesen.
Wie recht Du doch hast.
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