Man fragt sich
als Musikliebhaber immer wieder: "Wie kann man Techno hören,
das ist doch alles das gleiche, dieses RumbsRumbs?" Als
Technokenner fragt man sich dann trotzdem auch: "Wie kann
man sich jeglichen Core-Rhythmen hingeben?" Diese Freaks
sagen sich wiederum: "Lasst uns doch!" Und man soll
sie auch lassen.
So kamen am Wochenende
wieder viele ins Core-Lager nach Königswartha - ins Antrazit.
Kurz-Zeithistorisch: Nach dem das K-- quasi zwangsgeräumt
wurde, musste eine neue Bleibe für die recht kleine Splittergruppe
der Core-Freunde gesucht werden. So fand man sich in auf einem
alten Munitionsfabrikgelände zwischen Bautzen und Hoyerswerda
wieder, und konnte, zwar schweren Herzens, immer noch an die
geilen alten Preschener Tage in Erinnerungen schwelgend, weiter
seinen Protest gegen den Massenzeitgeist in Form von Antigesellschaftballaden,
die jene Parties schreiben, weiter leben.
Das Flair der
K-- - Parties sind bis heute nicht nachzuahmen gewesen. Wenn
man bei der ganzen Diskussion um elektronische Musik noch von
Subkultur reden kann, dann sicherlich hier, bei den Leuten.
Die Musik welche
hier gespielt wird, sicherlich keine für jenen, welcher
feine Nuancen und einfühlsame Texte liebt. Eher abgrundtief,
randgruppendepressiv und surrealistisch dunkel, geht es oft nicht
um Salben, sondern für jene Szene rollen Panzer und marschieren
Soldaten am Rande der Gesellschaft gegen den Strom der Zeit.
Beat für Beat schlagen die Herzen der Kapuzen- und Tarnfarbenträger
weiter. Wochenende für Wochenende sieht man sich in familienähnlichen
Gruppengebilden wieder, und immer wo anders.
Das Antrazit
liegt im Wald, am Rand des Gewerbeparks des friedlichen Städtchens
und besteht aus einem zentralen Gebäude einer ehemaligen
Munitionsfabrik. Das abgezäunte Gelände drumherum bietet
genug Platz für Parkmöglichkeiten. Der geländeumgebende
Nadelwald trägt sein Übriges zum wohlbehüteten
Feierambiente abseits von Verkehr, Mensch und den alltäglichen
Problemen mit bei und sorgt sicherlich bei jenem oder anderem
für schöne Erinnerungen.
Auch wenn man
vorneweg wusste, was sich im Antrazit akustisch so über
die Membrane ejakuliert, war das Programm recht hart. Konsorten
wie unter anderen Kielce Terror Squad, Qualkommando, Elektrotot
und Hakkiba sorgten für krassrabiate Bassintervalle. BPM-Rekord
der Nacht lag Gerüchten zu Folge über 1000.
Im zweiten, kleinerem
Floor gab es dann etwas humanere Töne. Nulle konnte mit
flachem, treibendem, schnellem Frenchcore überzeugen. Auch
seine DJ-Kollegen gingen ihr Ding ruhiger als im Nachbarfloor
an im Gegensatz konnte das schon fast als Chill durchgehen. Die
Anlage hier war nicht so überzeugend, und den DJ musste
man auch hinter den Boxentürmen suchen Der tat einem fast
schon leid, so alleine da dahinter.
Im Gesamten war
die große harte Stube dichter besucht als die Kleine. Trotzdem
hielt sich das musikalische Angebot der Nacht eine ausgewogene
Waage. Man hatte immer die Option zwischen hart und brachial.
Genial sind immer wieder lustige Trashsachen welche bevorzugter
im kleinen Floor genossen werden konnten.
Die Bar war pfiffig
und konnte mit allem was den Durst löschte mit humanen Preisen
befriedigen. Derb war das Aufgebot unserer bundeslandbefohlenen
gewissenhaften grün-weißen Brüder und Schwestern
der öffentlichen Sicherheitsbranche. Wie Hyänen auf
der Suche nach Nahrung durchforsteten sie akribisch alle Ausfahrten
um das Gelände. Ordnung muss sein, aber da kann man diese
Kapazitäten unserer Steuergelder schon mal lieber in das
Aufsuchen von Kinderschändern und diversen Schmökels
investieren ziemlich übertrieben, na ja vielleicht hat es
ja was gebracht.
So hatten, Gerüchten
zu Folge dann einige nach gewissem Glück die Möglichkeit
zu Fuß nach Hause zu spazieren und gingen von dannen. Der
Sonnenaufgang fetzte einfach nur und man konnte sich das Gelände
mit seinen kultigen Ecken zu Nutze machen und die Nachsturm-Atmosphäre
der Nacht genießen. So verabschiedeten sich zum Nachmittag
immer mehr, einige sind noch eine Weile geblieben ... .
PS.: Danke noch
mal an den Herrn H. der mich zum freundlichen Herrn Gastgeber
K. gebracht hat! (-:
words & pix:
clemens
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